• 29.03.2024

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Sweet Corona (1/2)

corona

» Artikel vom

Gastautor: Sepp Dingsbums (gewidmet an Brenzl)

„Guter Morgen, Herr Huber“, sagt die Chefärztin, Frau Gute, als sie sich neben mich setzt. „Jetzt ist es soweit, wir müssen sie intubieren.“

Toll, die Woche fängt gut an. Jetzt liege ich seit etwas mehr als zwei Wochen im Krankenhaus. Erst auf einer Normalstation, seit über eine Woche auf der Intensiv.

„Hier ist die Patientenverfügung, die habe ich für sie bereits ausgefüllt Herr Huber. Die Stellen, an denen sie unterschreiben müssen, habe ich markiert.“ Sagt die Chefärztin.
„In 30 Minuten bin ich wieder bei ihnen, dann ist es soweit.“
„Ich brauche noch ein Blatt Papier für mein Testament“, antworte ich und beginne die Patientenverfügung durchzulesen und an den markierten Stellen zu unterschreiben.

Dabei lasse ich mein Leben der letzten drei Jahre Revue passieren.

Seit dem Erreichen des passiven Teis der Altersteilzeit vor 3 Jahren läuft alles gegen mich.

Drei Wochen später ging ich wegen eines Ischias-Problems zum Orthopäden. Auch noch montags. Montage sind schlechte Tage.

Am Freitag wurde ich an der Wirbelsäule operiert. Ein Gleitwirbel hat im Laufe von 60 Jahren ganz langsam meinen rechten Ischias abgedrückt. Teillähmung des rechten Beines. Tja, so ist es eben.

Dann halt OP und ambulante Reha. War recht interessant, da gab es eine SadistIN, Weib, was sonst, die hat alle und jede/n beleidigt. Sehr gekonnt, sehr hinterfotzig. Brillant!

Gut, irgendwann so nach einem halben Jahr ging Fahrrad und Moped langsam wieder. Leider blieb rechts eine Schwäche. Mit Verreisen war nix.

Dann kam 2020 und Corona, da lief auch nichts mit Motorradreisen.

Dann im Herbst 2021 passierte das Malheur. Diesmal donnerstags!

Ein träumerisch veranlagter Auslieferungsfahrer einer Wäscherei hat mich vom Moped geschoben. An einem Ortseingang verbummelte der es, links abzubiegen.
Vollbremsung! Sofort den Rückwärtsgang rein und volle Pulle zurück.
Mit einem 7,5 Tonner mit riesigem toten Winkel. Ein Held! Ein Supermann! Ein Trottel!

Bis ich vor lauter Schreck hupen konnte, war ich samt Moped bereits ein Meter zurückgeschoben.
Mit Sicherheitsabstand braucht mir keiner kommen, neee, da war schon einer.
Auf mein verzweifeltes Hupen fuhr er sofort mehrere Meter vor. Dabei fällt das Moped um, mir ist nichts passiert, bin rechtzeitig weggekommen. Bei der Unfallaufnahme gab der Fahrer sein Fehlverhalten zu. Glück gehabt, weil keine Zeugen.

Bei der Unfallaufnahme sind wir, zwei Polizisten, der Traumfahrer und ich, dann sehr nahe beieinander gestanden. Wir haben uns alle lieb gehabt. Den träumenden Fahrer musste ich auch noch tröstend in die Arme nehmen, der war richtig fertig.

Dies ist die für mich einzig plausible Situation, wo ich mir das süße Corona-Delta eingefangen habe.

Aber, egal, hier und jetzt, das Papier für das Testament wird mir gereicht, einen Einzeiler geschrieben, meine Geschwister soll alles erben. Im Fall des Falles.

Weiter in der Erinnerung: So 7–8 Tage nach dem Unfall hatte ich den Salat. Irgendwas gluckert in der Lunge. Wird irgendwas sein, es gluckert lustig und ist dann weg.

Nix dabei gedacht.

Danach wurde es von Tag zu Tag immer anstrengender. Schließlich lungerte ich nur noch auf dem Sofa herum. Alles war immer so anstrengend, die Luft schnell zu Ende. #WasIhrNichtSeht

Dann wurde es mir zu bunt, mein Hausarzt sollte einen PCR-Test machen. Dabei habe ich die Praxis verwechselt und bemerkte, dass ich schon etwas neben der Kappe war.
Das Ergebnis am folgenden Tag: Covid-19 positiv; mit der Deltavariante. Die Trulla von Ärztin: „Wenn wir helfen sollen, dann sagen sie es. Wir machen das gerne.“
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich schon 10 Tage mit meiner „Erkältung“ herumgeschlagen.

Ab nach Hause, natürlich mit dem Fahrrad. Noch ’ne Weile auf dem Sofa herumgelungert. Beim Packen meiner Reisetasche am späten Nachmittag habe ich, sehr kurzatmig, sehr lange gebraucht. Als AE hätte ich wahrscheinlich vor Erschöpfung zum Eierlikör gegriffen.

Damals konnte man nicht mehr so ohne Weiteres in die Notaufnahme eines KHs. Nur mittels Rettungswagen, daher gegen 18:30 die 112 gewählt, was von Atemnot und Covid gefaselt und gewartet.

Die kamen sofort. Sogar mit Konzert und Festbeleuchtung. War mir unangenehm. Einer von denen, gut geschützt, hat mich genau angeschaut. Simulanten und Wichtigtuer wollen sie nicht. Seiner Prüfung habe ich standgehalten, rein in den Rettungswagen und los.
Wieder mit Konzert.
Aus irgendeinem Grund konnte ich nicht in das vorgesehene Krankenhaus eingeliefert werden. Rechts ran, warten.
Nach 20 Minuten ging es weiter. Ich lag dann Luftlinie ca. 1,5 km von meiner Wohnung entfernt. Ein Arzt in der Notaufnahme leistet Widerstand, trotzdem wurde ich aufgenommen.
Ich glaube, der Sani war recht grob und barsch zu ihm.
Auf Normalstation auspacken, Sauerstoffgerät, Nasenbrille. Alles gut. Das Zimmerchen hat etwas abgenutzt ausgeschaut, aber ok. Alles gut, alles easy.
Habe dann eine Nasenbrille mit 5 m Schlauch ergattert, somit konnte ich bis in die Nasszelle.
Alles gut, alles easy. Super! Etwas langweilig, aber sonst ok.
Eine Woche ungefähr lag ich herum. Mir gings gut dachte ich, der Arzt aber meinte: „Nein. Die Lungenfunktion wird schlechter.“ Soll sich nicht so haben, der windige Doc.

An einem Sonntagabend wurde ich plötzlich sehr hastig auf die Intensiv verlegt. Aus heiterem Himmel heraus. An das, was dort alles gelaufen ist, ich kann mich nicht mehr genau erinnern. Die Ärzte waren wesentlich kompetenter und haben mir alles erzählt, was mit mir los sei.
Sie sagten, dass meine Lungenfunktion immer schlechter wird.

Konnte ich nicht nachvollziehen, mir ging es ja immer noch gut. Die Nasenbrille wurde etwas energischer belüftet. Irgendwas mit Jetstream. Toll. Alles easy, alles super.

Morgen geht es zurück auf Normal und dann raus, dachte ich.

Wegen meines nicht vorhandenen Impfstatus bin ich mit Frau Dr. Gute mal zusammengerückt. Sie war die Klügere. Ich, der Streithansel, der alles besser weiß.

Egal, war ja alles toll und easy.

Ungefähr drei Tage bevor es ernst wurde sagt ich zu einem Doc: „Intubation, Beatmung bei Covid, das ist doch der Tod!“. Dr. Guter hat das auch mitbekommen und mich entsetzt angeschaut. So nach dem Motto, Opa erzählt vom Krieg.

Aber jetzt, jetzt war es wirklich soweit. Entweder widerspreche ich oder ich mach’ mit.
Gut ich spiele mit, will den Docs nicht die Woche versauen, wer weiß. Mit dem Pfleger blödel ich noch rum, ob ich, sobald er mit der Betäubung beginnt, noch bis 10 zählen kann. Konnte ich natürlich nicht. So bei Fünf oder Sechs war Schluss.

Und es begann eine unbeschwerte Zeit der guten Unterhaltung durch spannende, lange und bunte Träume. Was um mich herum vorging, habe ich nicht bemerkt, außer, dass ich Pfleger und Ärzte, die sich intensiver um mich gekümmert haben, in meine Träume eingebaut habe.

An ca. 20 Träume kann ich mich erinnern. Manche habe ich mehrfach und in unterschiedlichen Varianten geträumt.

Ich war zum Beispiel mehrfach mit einem kleinen Raumschiff in einer erdnahen Umlaufbahn. Startplatz war überwiegend in Ungarn, bei Sopron. Es war Sopron, obwohl die Landschaft eher Bayerischer Wald war.

Ich habe mich mit dem netten Herrn Söder angelegt, um sein Corona-Regime zu ändern. Natürlich habe ich mich durchgesetzt.

Ich war ein erfolgreicher Online-Spieler und habe mich dumm und dämlich verdient. Cryptos eingesackt ohne Ende. Am Ende hatte ich sogar einen Vermögensverwalter. Ein undankbares Paar!

Habe eine Volvo Zugmaschine mit Tieflader, darauf zwei große Fendt, gekauft. Mit der Zugmaschine war ich über das Wochenende an der Mecklenburger Seenplatte.

Dann habe ich mich in den Träumen mit dem württembergischen und dem englischen Königshaus auseinandergesetzt. Ebenso mit der KuK Eisenbahn in Vorarlberg und Italien.

Ich war Statist bei einer Fernsehsendung von Antenne Bayern. Bei der Gelegenheit habe ich den realen Doc Bayer als Vorstand von Antenne Bayern eingebaut. Als ich aufwachte und ihn fragte, was er hier macht, hat er mich nur seltsam angeschaut.

In drei oder vier Träumen wurde ich auch umgebracht. Bis auf einmal immer von hinterhältigen und ungepflegten französischen Sozialisten mit dem Messer zerschnipselt. Auf einem Lazarettschiff, das auf irgendeinem Kanal in Frankreich schipperte.

Nur drei Träume hatten erotischen Inhalt und in einem von denen wurde ich wieder mit einem Messer zerschnipselt. Nach einer Orgie. Diesmal von dem undankbaren männlichen Teil meines Vermögensverwalters. Mutmaßlich habe ich mich in nicht angemessener Weise seiner Gattin genähert.

Trotz des tödlichen Endes einiger Träume war das kein Horror. Eher etwa so, wie ein spannender Krimi. Keine Todesangst, spannende Unterhaltung.

Ein Traum handelte vom Abschied, ich wollte schon gehen, war im Gehen, dann fiel mir ein, dass ich noch was zu erledigen hatte. Denke, das war eine kritische Situation, bei der es sich um meinen möglichen Tod handelte.

Dann wachte ich auf. Das war doof. Nix mehr mit Unterhaltung, harte Realität.

Fortsetzung folgt...



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