• 07.12.2024

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Peru - Ein Reisebericht (Teil 1)

peru

» Artikel vom

Gastautor: Teilzeiter

Es war im Jahr 2010. Ich war Mitte 20. Mein Masterstudium hatte ich gerade abgeschlossen. Ein Freund hatte mich und meine damalige Amiga zu seiner Hochzeit eingeladen. Zum zweiten Mal. Die erste mit der gleichen Frau war ein paar Jahre vorher in Freiburg gewesen. Da war ich sogar Trauzeuge und die Standesbeamtin hatte ein Späßchen zur tragenden Rolle des Trauzeugen gemacht (ich durfte die ganzen Heiratsdokumente, nachdem der Knebelvertrag zwischen Frau, Mann und Staat abgeschlossen war, davontragen). Sehr gut kann ich mich noch an den Tanzabend am Vorhochzeitstag im Palladium in Freiburg erinnern – ein Salsa-Schuppen über dem HBF, den es inzwischen meines Wissens nicht mehr gibt. Salsa hauptsächlich wegen der peruanischen Frau meines Freundes. Ihre Staatsangehörigkeit war auch der Grund für die zweite Hochzeit 2010 in Peru, da von ihrer Familie nur ganz wenige bei der eigentlichen Hochzeit in Deutschland dabei gewesen waren. Ein Kind hatten sie 2010 auch schon, weiß nicht mehr, vielleicht 2 Jahre alt damals. Hier ist auch noch eine interessante peruanische Besonderheit zu berichten. Kinder werden da erst ab einem Lebensalter von etwa einem Jahr getauft. Vermutlich, weil ab dann davon ausgegangen wird, dass sie auch die nächsten Jahre durchkommen.

2010 ging es jedenfalls nach Peru. Meine erste Reise zu Gefilden südlich des Äquators. Die Reise war im August/September, also keine brütende Sommerhitze vor Ort zu erwarten. Insgesamt waren wir so 10, 14 Tage dort. Erst eine organisierte/geführte Rundreise, dann ein paar Tage in Lima in einem Hostel inkl. Hochzeit. Die Flüge hatten wir schon im Herbst/Winter 2009 gebucht. Bei American Airlines. Wir hatten uns für den günstigsten Flug entschieden. Das würde ich heute nicht mehr machen, denn mit der Preisersparnis ging 2-mal Umsteigen in den USA einher. Die Flugstrecke war Zürich – New York – Miami – Lima. Zurück dieselben Zwischenstopps. Zürich war der günstigste Abflughafen und von meinem Wohnort in Deutschland auch nicht allzu weit entfernt. Wir hatten Park&Sleep, oder wie das heißt, also ein Hotel in Flughafennähe gebucht, bei dem man eine Übernachtung bezahlt, und dafür das Auto bis zur Rückkehr kostenlos stehen bleiben kann und sogar ein Bring- und Abholservice zum Flughafen inbegriffen ist. Kann ich sehr empfehlen.

Auf der Fahrt zum Hotel, unter Umgehung der Schweizer Autobahn, um die Vignette zu sparen, war etwas Theater seitens der Amiga. Wie immer hatte sie Schwierigkeiten die Fahrstrecke anzusagen – wir hatten kein Navi und Google Maps war damals auch noch nicht vorhanden, sodass ich immer die Fahrstrecke zuvor ausgedruckt hatte – aber das war ich gewohnt und nicht das Problem. Sie hatte sich davor mit ihren Mitstudentinnen verkracht. Irgendwas wegen einer gemeinsamen Studienarbeit. Ich hatte ihr noch geraten, die relevanten Punkte nicht so wie von ihr geplant bei ihren Mitstudentinnen anzusprechen, da ich den Zickenkrieg schon vorausgesehen hatte. Vergeblich. Der Zickenkrieg hatte kurz vor unserem Urlaub stattgefunden und sie war schlecht drauf. Die ganze Fahrt und auch noch die nächsten Tage. Meine gute Laune ließ ich mir jedoch nicht verderben und die mitgebrachte Flasche Sekt oder Wein, weiß nicht mehr, im sehr guten Schweizer Hotel inkl. anschließendem Bunga Bunga wurde trotz allem durchgezogen. Hier muss ich der Amiga lassen, dass sie nie Probleme in Richtung Kopfschmerzen, keine Lust, etc. gemacht hat und ich stets nach Lust und Laune ran an ihren Speck konnte. Sie machte zwar selten von sich aus den Anfang, aber ein Nein von ihrer Seite, wenn ich zum Start aufrief, hat es nie gegeben.

Am nächsten Tag brachte uns der Hotel-Shuttleservice zum Flughafen. Bei der Sicherheitskontrolle wurden wir noch gefragt, warum wir als Deutsche von Zürich aus fliegen und ich antwortete wahrheitsgemäß: „Aus Kostengründen!“ (war ja der billigste Flug). AA war an sich nicht schlecht, die Stewardessen zwar etwas überaltert, aber ich hatte ja Amiga dabei. Beinfreiheit war bis nach New York nicht so toll, aber man konnte ja ab und zu aufstehen und sich die Beine vertreten.

In New York angekommen zeigte sich dann der erste Nachteil unseres Günstig-Tickets. Das Gepäck wurde nicht automatisch in den nächsten Flieger geladen, sondern wir mussten es aus der Gepäckausgabe abholen und auch erst wieder an einem Flughafenschalter aufgeben, so wie wenn wir aus New York City mit dem Taxi gekommen wären. Und wir mussten die komplette Einreiseprozedur in die USA absolvieren, so wie wenn wir Urlaub in den USA hätten machen wollen. Transitbereich Fehlanzeige. Die Schlange bei der Einreise in die USA war recht lang. Eine schwarze Angestellte brüllte herum um die Anstell-Schlangen, von denen es mehrere gab, zu koordinieren. Was aber 95 % der Angekommenen auch ohne sie und ihr Gebrüll geschafft hätten. Während wir in der Schlange standen, wurden wir von jungen Schweizern aus unserem Flugzeug auf Züri-Dütsch beschallt, was mir nach dem langen Flug etwas auf die Nerven ging. Der Zöllner brüllte mich an: „This is not a waiting area!“, als ich kurz hinter seinem Glaskasten auf Amiga wartete, sodass ich seiner freundlichen Bitte nachkam und eine Ecke weiter außerhalb seiner Sichtweite stehen blieb. Beim Einchecken/Gepäckaufgeben wieder eine lange Schlange, sodass wir schon Angst hatten unseren Anschlussflug nach Miami zu verpassen. Das war dann wirklich auch sehr knapp, aber wir haben ihn noch bekommen. Hier wurden wir, warum auch immer, in eine bessere Klasse gesteckt, sodass wir Halb-Liegesitze mit besserer Beinfreiheit hatten. In Miami wussten wir nicht sicher, ob wir unser Gepäck wieder wie in New York abholen und aufgeben mussten. Eine Stewardess meinte „Nein“, sodass wir uns mit einem zweifelnden Gefühl darauf verlassen haben. In Lima war es dann zum Glück auch da. Miami-Lima war wieder Holzklasse. Egal wir waren ja noch jung.

In Lima wurden wir über die gebuchte Rundreise vom Flughafen abgeholt und in unser erstes Hotel gebracht. Wir hatten eine exklusive Rundreise, nur für 2 Personen, gebucht. Die Tour hätte es etwas günstiger auch als Gruppen-Rundreise gegeben, aber vermutlich nicht zu unserem Wunschtermin. Es war so organisiert, dass der (kleine) deutsche Veranstalter immer Leute in den Städten vor Ort hatte, die da zweitweise unsere Führer waren und wir auf den Transfers (vor allem Bus, wenige Inlandsflüge) alleine waren. Unterbringung war in Hotels und einmal, ich glaube in Arequipa, auch bei einer privaten Gastfamilie. Shuttles von den Busbahnhöfen, Flughäfen zu den Unterkünften waren stets organisiert und bis auf einmal, als wir vergessen wurden und erst anrufen mussten, hat alles reibungslos funktioniert.

Wir waren erst 2, 3 Tage in Lima, haben da unseren Freund und seine Frau getroffen und uns mit unserer Führerin und auch alleine die Stadt angeschaut. Die Führerinnen (es waren immer Frauen) konnten i.d.R. deutsch, dass sie Vor-Ort oder auch in Deutschland (z. B. als Au-Pair-Mädchen – hierzu könnte ich auch noch Geschichten über ein brasilianisches, ein kolumbianisches, ein ungarisches und ein russisches Au-Pair-Mädchen erzählen…) gelernt hatten. Eine hatte es sich komplett selbst, nur aus einem deutschen Wörterbuch beigebracht, bei der dann halt die Grammatik lustig war, aber trotzdem alles sehr verständlich. Spanisch konnten wir selbst nur sehr rudimentär verstehen, kaum sprechen, aus ein paar Studiums-Vorlesungen. Mit meinem kleinen Spanisch-Wörterbuch, Größe Hosentasche, kam ich aber soweit durch.

Lima ist an sich eine sehr westliche Stadt, historische Altstadt, Lebensstile sehr westlich geprägt, mit Supermärkten, Stadtparks (sehr gepflegt) und Touri-Etablissements und -Angeboten. Z. B. gab es Paragliding an der Pazifik-Küste im Angebot, wo wir aber nur kurz zugeschaut haben. Es gibt aber auch schlechtere und gefährliche Stadtbezirke, wo wir nicht bzw. kaum waren. Als Europäer wird man ab und zu von Bettlern oder Straßenverkäufern angequatscht. Sobald sie wissen Deutscher, versuchen manche z. B. über Fußball oder Nena (99 Luftballons) einen Verkaufsgespräch-Einstieg (laut einem anderen Freund von mir fangen sie z. B. in Marokko bei den Deutschen ein ganz anderes Thema an mit ernstgemeinten Freudenbekundungen, sodass er sich dort nach der Erfahrung meist als Schweizer ausgegeben hat). In Lima haben wir einmal wie in Deutschland im Supermarkt ein gegrilltes Hähnchen gekauft und sind zum Verzehr in den Stadtpark und hatten dann beim Essen so einen Straßenverkäufer an der Backe. Sonst gibt es natürlich auch Restaurants. Will man westliche bzw. Touri-Qualität, zahlt man auch wie im Westen. Günstiger sind dann die Einheimischen-Restaurants, von denen wir aber eher in den anderen Städten ein paar besucht haben.

Nach Lima ging es mit dem Bus weiter. Jetzt, fast 14 Jahre nach der Reise, kann es sein, dass ich etwas mit den Orten durcheinanderkomme. Es ging nach Süden, Richtung Nazca. Der Weg dorthin war durch eine Art Wüsten- oder Steppengegend. Kaum Bewuchs, aber öfters Schilder mit denen ein Besitzanspruch markiert war. Manche hofften anscheinend, dass sich die Steppe irgendwann in blühende Landschaften verwandeln würde und sie dann mit ihrer Parzelle etwas Gewinn machen würden. Vor Nazca kamen wir noch an einen Ort an der Pazifikküste, wo wir eine Bootstour zu einer nah gelegenen Insel unternahmen, die wir allerdings nicht betreten konnten, sondern vom Boot aus seltene Vogelarten und sonstiges Getier (vielleicht Seelöwen und Pinguine, ich weiß nicht mehr) bestaunen konnten. Am Strand boten uns ein paar Einheimische an Fotos mit ihnen beim Pelikan-Füttern zu machen. Unsere Führerin nannte uns den angemessene Spenden-Preis dafür, vielleicht 10, 20 Cent. Danach ging es weiter zu einer Art Oase mit Dünen und feinem Wüstensand in der Nähe. Hier machten wir eine Fahrt mit einem Buggy mit. Selbst durften wir zwar nicht fahren, aber hinten im Buggy sitzen und ein Peruaner dreht mit uns gewagte Runden durch die Sanddünen. An einer Stelle ging es steil bergab und wir konnten mit einem Snowboard darauf liegend die Dünne hinab düsen. Leider hatte ich nur noch den genau passenden Zahlbetrag in US-Dollar verfügbar, sodass ich dem Buggy Fahrer kein Trinkgeld geben konnte (und ich glaube die einheimische Währung nur in zu großen Scheinen). In Peru wird bei solchen Touri-Attraktionen der US-Dollar genauso gerne genommen wie die eigene Währung. Dank DKB-Konto hatte ich gleich in New York am Flughafen ein paar grüne Scheinchen gebührenfrei ziehen können, die in einem extra dafür angeschafften Gürtel mit Geldscheinfach (optisch normaler schwarzer Gürtel) für den Fall eines einfachen Diebstahls oder Raubs sicher verwahrt waren. Selbiges dann am Geldautomaten am Flughafen Lima mit der einheimischen Währung.

Die Nazca-Linien sahen wir dann von einem extra errichteten Turm aus, der ich glaube auf Veranlassung einer deutschen Forscherin, schon vor Jahrzenten errichtet worden war. (Ende Teil 1)



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