• 19.04.2024

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Hand gegen Koje

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Gastautor: Anton

In meiner Jugend waren Segeln und Windsurfen meine grossen Leidenschaften. Mit 15 machte ich den Segelschein und wann immer sich eine Möglichkeit zum Mitsegeln bot, ich war dabei. Nach ein paar Segeltörns auf 10 bis 15 Meter langen Segelyachten entlang der Küsten des östlichen Mittelmeers Anfang der 90er ebbte meine Leidenschaft jedoch zugunsten meiner familiären und beruflichen Entwicklung ab. Doch ein Traum aus dieser Zeit lässt mich bis heute nicht los. Die Überquerung des Atlantiks, natürlich nicht als Seefracht auf einem Kreuzfahrtschiff, sondern als vollwertiges Crewmitglied auf einer Segelyacht.

Die Idee dahinter ist, dass man als Crewmitglied mehr oder weniger kostenlos an Bord kommt und im Austausch dafür bei den zahlreichen Aufgaben an Bord qualifiziert hilft. Ein solcher Törn erfordert viel persönliche Vorbereitung, sowohl fachlich als auch physisch und psychisch. Rund 5.000 Kilometer Atlantik fernab jeglicher Zivilisation sind in ein bis zwei Monaten zu bewältigen, auf engstem, ständig schwankendem Raum und rund um die Uhr den Naturgewalten ausgesetzt. Die Wetterbedingungen können extrem sein, mit hohen Wellen, heftigen Stürmen, die Schiff und Mannschaft an die Belastungsgrenze bringen können und darüber hinaus, mit manchmal fatalen Folgen. Aber auch zermürbendes Dahindümpeln bei tagelanger Flaute ist möglich. Da ist es wichtig, dass man in guter körperlicher Verfassung ist und über ausreichendes Wissen sowie das richtige Mindset verfügt, um den Anforderungen gerecht zu werden.

Den Start meines Projekts „Atlantiküberquerung“ beschloss ich vor sieben Monaten und begann mit einem Blick in den Spiegel. Dort sah ich einen schlaffen Körper mit einem BMI von 39, den man getrost als fortgeschritten adipös bezeichnen durfte.

Mein erstes Teilprojekt: 40 Kilo müssen runter. Ich wusste, dass ich das ohne fachliche Begleitung kaum schaffen würde und so begab ich mich in die Hände von qualifizierten Fitness- und Ernährungsexperten. Dreimal pro Woche mache ich seit sechs Monaten Kraft-Ausdauer-Training und ein begleitendes Ernährungsprogramm. Statt Fertiggerichte und Fastfood gibt es nur noch Selbstgekochtes mit einem Minimum an schlechten Fetten, Kohlehydraten und Salz. Alkohol und Zucker sind tabu. Nur einmal im Monat lege ich zur Motivation einen Schlemmertag ein, an dem mir alles erlaubt ist. Der Erfolg ist nicht zu übersehen, mein Körper ist nun deutlich straffer und leistungsfähiger. Und 16 Kilo sind bereits weg. Nur noch 24 Kilo müssen verbrannt werden, was rund ein Jahr dauern wird.

Mein zweites Teilprojekt: Die fachliche Qualifikation. Ich habe wie bereits erwähnt seit meiner Jugend den Sportbootführerschein Binnen für Segel- und Motorboote, doch der nützt mir auf dem Meer nichts, taugt lediglich als Basis zu den für mein Vorhaben erforderlichen Lizenzen. Auch meine 30 Jahre zurückliegende Küstensegelerfahrung hat nach so langer Zeit kaum noch einen Wert. Deshalb meldete ich mich vor drei Monaten an einer Bootsschule an, zunächst für die Ausbildung zum Sportbootführerschein See. Dieser international gültige Führerschein wird benötigt zum Befahren von Schifffahrtsstrassen mit Sportbooten ohne Längen- und Motorisierungsbegrenzung. Die Prüfung, die ich vor zwei Wochen erfolgreich abgelegt habe, besteht aus einem umfangreichen Theorieteil zu gesetzlichen Grundlagen, Navigation, Schallsignalen, Lichter und Sichtzeichen, Seemannschaft, Ausweichregeln, Schifffahrtszeichen, Verkehrstrennungsgebieten und Fahrwassern. In der praktischen Prüfung sind die gängigsten Seemannsknoten zu beherrschen, Kompasspeilungen durchzuführen und mit einem Motorboot verschiedene Manöver zum Anlegen, Ablegen, Manövrieren auf engstem Raum sowie das Mann über Bord Manöver zu demonstrieren.

Aktuell lerne ich für die Funklizenzen UBI (Binnenschifffahrtsfunk) und SRC (Seefunk), die in vier Wochen jeweils mit einer theoretischen und praktischen Prüfung abschliessen. Danach nehme ich meine letzte Lizenz in Angriff, den Sportküstenschifferschein (SKS) und als Sahnehäubchen obendrauf noch den sogenannten Pyroschein als Fachkundenachweis für Seenotsignalmittel. Die SKS-Ausbildung umfasst jede Menge Theorie und Praxis sowie einen Meerestörn als Crewmitglied von mindestens 300 Seemeilen. Mit der bestandenen Theorie- und Praxisprüfung des SKS bin ich lizenzmäßig voraussichtlich in ein paar Monaten komplett und kann mich nach Erreichen meines Zielgewichts auf die Suche nach der passenden Mitsegelgelegenheit machen.

Viele grössere Segelyachten sind in den Sommermonaten im Mittelmeerraum unterwegs und in den Wintermonaten in der Karibik. Die zur Überführung erforderlichen Atlantiküberquerungen sind wenig familientauglich und für den Eigner alleine kaum zu bewältigen. Gefährlich wird es, wenn beim Alleinsegler ein ernsthaftes medizinisches Problem eintritt oder er eine schwere Verletzung erleidet. Mitten auf dem Atlantik gibt es keine schnelle Rettung. Nach genau dieser Konstellation suche ich, die Überführung einer grösseren Segelyacht, mit einem sicherheitsbewussten Eigner, und natürlich ohne eine Frau oder Kinder an Bord.

Einer meiner letzten Segeltörns war in der Türkei mit vier Kumpels und ausdrücklich vereinbart war, dass keine Frau mitfährt. Doch am Flughafen präsentierte einer der Kumpels, ausgerechnet der Skipper, als Überraschungsgast seine neue äusserst attraktive Freundin, hübsches Gesicht, top Figur und Mörder Titten. Es gab zwar Murren, aber als der Skipper die Kochkünste seiner Holden in den höchsten Tönen lobte, war das Prachtweib eingecheckt. Gekocht für uns hat sie nur einmal und vermutlich das erste Mal in ihrem jungen Leben. Der Frass war ungeniessbar, doch ihre körperlichen Präsentationen und ihre Flirtqualitäten waren erstklassig. Fünf junge Männer in vollem Saft und so ein Feger an Bord, da war der Spass vorprogrammiert.

Sie genoss ihre Wirkung und veranstaltete romantische Abende bei Kerzenlicht, indem sie das Boot von vorn bis hinten mit Teelichtern schmückte. Keine gute Idee auf einer Kunststoffyacht, die ratzfatz brennt wie Zunder. Das Rattenrennen war eröffnet. Sie vögelte sich durch die halbe Mannschaft, sehr zum Leidwesen ihres Freundes, unseres Skippers. Der machte irgendwann den vollen Stress, zunächst seiner Alten und schliesslich seinen beiden Nebenbuhlern. Als es handgreiflich wurde, packte ich meinen Seesack und musterte eine Woche vor Törnende offiziell ab. Zum Glück lagen wir da gerade im Hafen und nicht in einer Ankerbucht. Ein nettes Hotel war ganz in der Nähe, in dem ich meinen restlichen Urlaub verbrachte. Am Flughafen traf ich die Turteltäubchen wieder zum gemeinsamen Heimflug, doch deren Stimmung war im Keller. Bei einem Anlegemanöver kam es zu heftigem Streit, in dessen Verlauf die schöne Yacht mit dem Heck gegen die Betonmole krachte und grossen Schaden erlitt. Da war sie dahin, die schöne Kaution. Ich hatte mir beim Auschecken glücklicherweise meinen Kautionsanteil auszahlen und eine Haftungsfreistellung für die weitere Reise unterschreiben lassen. Und nicht nur das, der Skipper flog wohlverdient als Single nach Hause.

Schon die alten Seefahrer wussten, Frauen und Pfaffen bringen Unglück an Bord.


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