• 23.04.2024

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Meine Kulturgeschichte des Grillens

grill

» Artikel vom

Gastautor: Herr von Bödefeld

Kleine Kulturgeschichte des Grillens, BBQ. Oder frei nach Georg Ringsgwandl „Da grillt wer!“
Mit Bonus Joke!

Die Freiheit und Demokratie hatten gesiegt, der Nxxxxismus war überwunden, die Schlachten geschlagen und der ehemalige Feind und neue Verbündete belegte das Quartier gleich gegenüber. GIs, Mannschaftsdienstgrade mit breitarschigen lauten Gemahlinnen in bunten, kunstseidenen Bomberjacken, mit vorne Highdelberg darauf und hinten dann Germany (logisch) bevölkerten die City. Nutten wurden gleich Busweise aus HH und HB zur Verstärkung angekarrt, wenn mal wieder ein Truppentransporter im Hafen lag und Saftstau abzuarbeiten war. Und mein Opa, ein kerniger Ostpreusse, arbeitete mit seinem Kumpel Herrmann die neueste Geschichte auf: „Wir hätten gegen die Russen schon gesiegt, wenn nur „der (!!) Amerikaner“ nicht .....“

Uwe Seeler schoss Tore für Deutschland und wir Bengels kickten mit dem Fussball zwischen Teppichstangen im Hof, übten die gepflegte Ballbehandlung. Auf der anderen Strassenseite warfen sich die Kids derweil winzig kleine Lederbälle zu, welche mit einem übergrossen Handschuh aufgefangen und zurückgeworfen wurden - ja, hatte man sowas schon mal gesehen? Das sei Baseball, hiess es.

Und auf den Balkonen drüben standen am Abend die Daddies und bedienten Holzkohlegrills. Da wurden Fleisch und Würstchen gebraten!! Dazu sagt man „Grillen“ und das Fleisch hiess „Steaks“ wurde mir bedeutet. Sowas Köstliches! Und während ich sehnsuchtsvoll und unerreichbar aus der Ferne rüber linste, graute es mir vor der nächsten Kohlsuppe mit Rindfleischeinlage. Da war nix zu machen... Welten und wahre Abgründe trennten uns von denen da auf der anderen Strassenseite......

Fast forward

Mit der englischen Sprache klappte es im Gymi immer besser. „Der Amerikaner“ hatte Gefallen an deutschen Volkstum gefunden und beteiligte sich am deutschen Freimarkt. Ischa Freimarkt. Mit „Burgern“, über einem Holzkohlengrill gebraten, gegrillt, dazu ice cream (je 1/3 vanilla, strawberry, chocolate mix aus PX Beständen ), kulturelles Programm mit Ausstellungen über das angelaufene Space Programm der Amis. Und Tombola - „Chuck a luck, chuck a luck, here we gogogo...“ Mom liess sich inzwischen wohl noch zögerlich ein wenig auf die Amis ein, behauptete aber weiterhin „50 % aller Kaugummifresser sind verrückt, die anderen 50 % sind Verbrecher“. Nun ja. Wegen Hiroshima... Aber die ice cream Portionen waren so delicious und die Burger gar nicht so übel. Paps musste zu Jahrmarktzeiten mit dem Rad abends noch mal fix hin und ice cream besorgen. Das Pint zu 50 Pfg. Dann alles in Zeitungspapier eingepackt und ab nach Hause mit der Beute. Wo die Family wartete und sich unverzüglich über die Köstlichkeiten vom Gepäckträger hermachte. Dieses geschah viele Jahre, bevor der erste McDoof in der Seestadt eröffnete.....

NYC und erste Schritte in der Neuen Welt

Anstatt zu Festivals zu trampen oder im Vondelpark in Amsterdam abzuhängen und zu kiffen widmete ich meine Sommerferien der christlichen Seefahrt. Auf grosser Fahrt mit der TS „Bremen“ schipperte ich als Messesteward über den Grossen Teich nach NYC, Kanada, Puerto Rico, Bermudas, in die Karibik. Für eine Heuer von DM 190 / Monat. War mir eh steak wurscht ... nur raus und weg in den Ferien. In NYC nach 7 Tagen Überfahrt mitten in Manhattan an der 92. Pier angekommen, wurde per lebhaftem Whiskey schmuggel die Heuer aufgebessert und mit jedem Landgang eine Flasche Hochprozentiger an Land gebracht. Tony, eine ausgewanderter policeman des NYPD, stand mit seinem PKW an der Ecke zur 52. Strasse, De Witt Park und zahlte Cash. Und die Arbitrage war gut. Whiskey, Ballantines und andere Köstlichkeiten wanderten in den Kofferraum seines PKW. Er belieferte viele Bars in Brooklyn... brauchte uns aber nicht weiter zu interessieren.

Dann weiter in die 42. Strasse, um die Ecke vom Times Square zu „Tad’s Steak House“. Über offener Flamme, zubereitet von Ted dem BBQer persönlich, zum damals sagenhaften Solidaritätspreis von USD 1.49 / Steak, dazu eine Idaho Potato und Extras. Ich und die Crew liessen keine Gelegenheit aus, dort wenn immer möglich einzufallen. Ein schlicht und einfach eingerichtetes ehrliches Restaurant mitten in Manhattan.

Leider besteht diese Institution nicht mehr. Dazu luegst Du hier https://ny.eater.com/2020/1/3/21046714/tads-steak-times-square-closing-restaurant-nyc

Später, auf meiner All American Tour 1997 hatte ich da vorbeigeschaut... zu spät... lauter Latinos ohne Sinn für gepflegte Steakkultur. Kein Vergleich zu früher. Bittere Zähren der Trauer rollten über meine Wangen und tropften in mein letztes Steak dort....

So kam es, dass ich damals Jimmy Hendrix sowie Canned Heat auf dem Love and Peace Festival auf Fehmarn verpasste. Aber meine Liebe zu broiled Steaks war unverrückbar und gefestigt ...
Doch ich schweife ab.

Weiter gehts ...

Zum Studium der Medizin in Göttingen. Im Freundeskreis feierten wir begeistert am 1. Mai 1975 den Sieg des vietnamesischen Volkes über den amerikanischen Aggressor. Am Strand der Weser auf einer Sandbank unweit von Bodenfelde. Ein riesiges offenes Feuer aus Treibholz zum Grillen von Steaks und Würstchen, dazu viel Bölkstoff. Leider hatte Cathy, ein grosses, hübsches rotblondes Girl, mit Freckles aus California und Kommilitonin in meinem Semester meine Einladung, ihr privat doch mal den wunderschönen Weserstrand zu zeigen, nicht angenommen. Dass etwas abseits Dirk aber Ulrike vögelte (während wir grillten und soffen ...) kann ich bis heute nicht mit Sicherheit behaupten, nehme es aber weiterhin stark an.

Jahre später ...

Auslandsfamulatur und klinisches Auslandssemester in Adelaide/ South Australia und nach der Approbation erneut rückfällig - erst einmal flott ab und die berüchtigte „All Australian Tour“ im eigenen PKW, einem Holden HT Panel Van, mit Matratze zum Pennen durchgezogen. Ein primitiver Grill war immer im Wagen, dazu Charcoal, denn die Steaks in OZ sind bekanntlich reichlich und riesig. Dazu wurde stets Bier gereicht, gut gekühlt im stubby. Damit es wie in im tropischen Port Douglas nicht allzu schnell im Döschen, ich meine natürlich in der can in der Hand, pisswarm wurde. Ob an der Gold Coast, in Surfers Paradise, in Mount Isa, in Alice Springs oder Coober Pedy, auch in Melbourne - eine Schneise des Grillens, welches in down under ausschliesslich als BBQ bekannt ist, zog ich durch diesen schönen und interessanten Kontinent.
Schlimme Kohlsuppe mit übel, was sage ich: übelster Rindfleischeinlage waren endgültig überwunden.
Glaubte ich zumindest. Ich sollte mich schwer getäuscht haben ...

Berufliche Erfüllung

fand ich als Existenzarzt in Weiterbildung zum Internisten und Radiologen in verschiedenen Krankenhäusern in Deutschland (kleiner Scherz, das mit der Erfüllung), mit Nacht- / Wochenenddiensten noch und nöcher. Aber ich konnte doch mit meiner Arbeit anderen Menschen, meinen Mitmenschen helfen, wendeten manche ein ... na ja ... immerhin ... Aber zurück zum Thema: Durchaus akzeptabel war das Spitalessen in der UKL Freiburg und im Spital in Ravensburg, absolut inakzeptabel, d.h. ungeniessbar der Frass in Schleswig. Da half es auch, nicht dass der Herr Ärztliche Direktor zwanghaft milde gestimmt einmal in der Woche in die Cafeteria im Keller herunterstieg, das pampig gekochte Futter investigierte und sich zu Behauptungen verstieg wie: Das Rindfleisch (vom Typ trockene Schuhsohle, wie nur sonst was) sei soooo vorzüglich ... ein Statement, welches wir Existenzärzte stets nur mit nachhallendem Schweigen kommentierten. Und bevor ich es vergesse: Der Fisch eigentlich war ganz in Ordnung, da oben.... na ja, immerhin.

Einige, dennoch viel zu viele Jahre später

hatte ich dann meine Schäfchen endgültig im Trockenen, die Plantage war überwunden und ich machte mich, frisch geschieden und von Fesseln befreit, endgültig vom Acker. Auf und ab nach Vancouver. Die bescheidene Hütte, welche ich in West Vancouver in Höhenlage auf 1 200 ft. erwarb, verfügte über einen Pool, einen riesigen Hot Tub für den engeren persönlichen Kontakt, mit Blick über den Stanley Park, Downtown und Metro Vancouver, eine 3 car garage, 6’500 sft. living space auf drei Ebenen mit 5 en suite Schlafzimmern für einen evtl. Harem, einen in den Parkettfussboden eingelassenen Koi Pond, der bis nach draussen reichte, ein home theatre aka Media Room (kennt man hier überhaupt nicht), eine beheizbare Auffahrt, das Trinkwasser wurde mit Ozon aufbereitet und im Garten gab es - Bingo - eine BBQ Anlage mit Bar vom Feinsten. Wahrhaftig, ich war „angekommen“ - nicht nur BBQ technisch. Kerle, Bekannte, sehr zweifelhafte shyster und stock promoter von der TSX Venture Exchange und viele andere gerieten angesichts meiner Anlage im Garten in L Form in BBQ Exstase - am kurzen Schenkel des L zwei BBQ Grills, gasbetrieben, der lange Schenkel war die Bar. Perfekt auch ohne Catering. Dennoch besser mit Catering. Die Bartheke in einem Stück aus bläulich getöntem brasilianischem Marmor. Nur gut, dass der Pool mit Unterwasserlautsprechern in reichlich Abstand dahinter lag. Alles war gut und die Feten waren sagenhaft mit den neuen Freunden und Kumpels an der Bar und den Meedels im Pool Hot Tub....viele, viele Steaks und auch viel Sockeye Salmon. Und scallops. Alles nichts besonderes in Kanada.

Angekommen

Später dann, am steueroptimierten Domizil am Lago vermisste ich meine kanadische BBQ Anlage doch sehr. Zusammen mit der Amiga, die in Kanada angedockt hatte, machte ich mich unverzüglich an die Umsetzung. Und liess mir eine neue BBQ Anlage bauen. Es entstand nach meinen Plänen eine identische grosszügige BBQ Anlage wie in West Van, daneben ein grosser, schön designter Hot Tub für acht Personen. Soviel Spass und Luxus muss sein! Im Leben eines erfolgreichen Privatanlegers und Hedge Fund Managers braucht es nun mal gediegene Entspannung nach Börsenschluss NYC um 22.00 Uhr. Denn das Generieren regelmässiger Erträge ist sowohl spannend als auch fordernd. Immer auf dem Quivive sein ... aber das ist allseits bekannt ... Da hilft ab und an ein Whisky, plus gelegentlich eine Zigarre aus Kuba. Und kleine Snacks vom BBQ zu später Stunde.
Und dieser life style klappt nur im und mit BBQ und Hot Tub. Soviel Zeit und Genuss muss einfach sein.
Das nächste Projekt ist bereits am Horizont: Ich plane die Einrichtung eines BBQ auf der Superyacht.

Und flott geht es weiter zum Bonus Joke

Zwei Australier in Rom. Was unternehmen? Ab zum Vatikan! Natürlich BBQ! Mitten auf dem Petersplatz wird das BBQ aufgestellt und losgelegt, Steaks zubereitet und Bier getrunken. Plötzlich erscheint ein ganz in weiss gekleideter Mann auf dem Balkon des Petersdoms - der Papst! Weihrauch wird geschwenkt, der Papst macht das Kreuzeszeichen ...
„Da sieh“ sagte der eine Aussie „der Pabst himself segnet unser BBQ“ - „You bloody fuckin’ fool“ erwidert der andere. Der Papst bedeutet uns -
„YOU AND YOUR BLOODY BBQ - U FUCK OFF!!“

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