Die Jagd nach Schnäppchen
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Der Winterschlussverkauf ist da und kaum jemand hat es gemerkt. Der Einzelhandel ist seit Jahren im Abwind, weil der Onlinehandel nicht nur billiger und bequemer ist, sondern mit einem viel größeren Angebot aufwarten kann. Wer es nicht glaubt, sollte mal versuchen im Einzelhandel rote Männerschuhe zu kaufen. Solche exotischen Teile gibt es dort praktisch nicht. Man rennt stundenlang erfolglos durch die Geschäfte und am Ende ist der Frust enorm. Nach so einer Pleite sagt sich jeder: Da kaufe ich doch lieber online.
Der Onlinehandel hat nicht nur ein größeres Sortiment, er ist auch deutlich günstiger. Wer bei Saturn oder MediaMarkt mal ein HDMI-Kabel gekauft hat, der weiß, wovon ich rede. Online kostet so ein Kabel fast nichts, im Elektronikfachhandel jedoch ein Vielfaches. Das macht keinen Spaß und über die verschenkte Kohle ärgert man sich. Geld zu verschenken ist nicht nur da ein echtes Ärgernis, sondern auch an der Tankstelle. Die Preise von Benzin oder Diesel variieren je nach Tageszeit durchaus um zehn Cent pro Liter. Das sind pro Tankfüllung locker sechs Euro und mehr. Das muss einfach nicht sein. Nun sagt die Politik, dass der Bürger nicht geizig sein und für gute Qualität einen entsprechend hohen Preis zahlen soll. Sind die denn doof? Warum soll man sein Geld verschenken? Unterschiedliche Preise sind systembedingt, denn schließlich haben wir den Kapitalismus. Entweder der Preis ist günstig oder die Qualität ist außergewöhnlich. Die Anbieter haben die freie Wahl bei ihrer Preisgestaltung. Günstige und seriöse Anbieter machen am Ende das Rennen.
Nun sind die Schnäppchenjäger mitunter ganz witzig. So philosophierte ein Blogger über Beamer. Übliche Beamer sind für den Kollegen einfach zu teuer, weil er zwischen 300 und 1.000 Euro ausgeben müsste. Und so hat Danisch ein angeblich tolles Gerät für 139 Euro gefunden. Wow. Das ist wirklich ein Schnäppchen, aber eben auch Schrott. Er will es nicht so recht zugeben, aber rundum glücklich ist er mit dem Gerät nicht. Jetzt mal im Ernst. Kann ein Beamer für 139 Euro wirklich gut sein? Wohl kaum. Da sollte doch der logische Verstand etwas einsetzen. Wer einen vernünftigen lichtstarken Beamer mit einem klaren Bild und einem guten Linsensystem haben will, muss zwischen 1.200 und 1.500 Euro ausgeben. Nach oben liegt die Grenze um die 6.000 Euro. Ich bin ein ausgesprochener Beamer-Fan und genieße das große brillante Bild. Knapp 1.300 Euro habe ich dafür bezahlt und bin mit der Qualität hochzufrieden.
Der Blogger kann mit seiner Sparsamkeit auch in anderen Bereichen recht witzig sein. Als er in die USA nach New York reiste, hat er eine Sammelunterkunft gewählt. Pennen in einer besseren Lagerhalle, wobei die Schlafkabinen nach oben offen sind und die Wände lediglich für ein Minimum an Privatsphäre sorgen. Dumm nur, dass diese Trennwände eben nicht bis zur Decke gehen und so jeder Furz der Nachbarn zu hören war. Wer so seinen sauer verdienten Urlaub verbringt, der muss wirklich hart im Nehmen sein. Ok, wer es mag, soll so martialisch schlafen. Dann darf man sich selbstredend auch nicht darüber beschweren. Ein günstiger Preis ist in Sachen Unterkunft meist nicht besonders gut. Auch des Bloggers tolles Schnäppchen war ein echter Reinfall. Ein vernünftiges Hotel kostet im Großraum New York locker 200 USD. Das sind 3-Sterne Hotels, die in der Regel ordentlich und sauber sind. Gerade im Urlaub sollte man darauf achten, dass man sich erholt und dazu ist eine menschenwürdige Unterkunft unverzichtbar. Aber jeder so, wie er es gerne mag.
Die in der Werbung angepriesenen Urlaubsschnäppchen sind oft keine. Wer kennt nicht die Werbung von Secret Escapes? Luxusurlaubsreisen zum Schnäppchenpreis. Ein Blick auf Trustpilot verrät, dass so mancher Reisender nicht sonderlich zufrieden war. Das ist nicht verwunderlich, denn Secret Escapes ist nur ein Reisevermittler, nicht mehr und nicht weniger. Und wenn etwas schiefläuft, dann hat der Kunde meistens Pech gehabt, weil er zum Spielball der schwammigen Verantwortlichkeiten zwischen Reisevermittler und Reisevertragspartner wird. Eigentlich müsste jedem klar sein, dass man nur dann Kunde erster Klasse ist, wenn man direkt bucht. So hat man beste Chancen auf das beste Zimmer oder sogar auf ein Upgrade. Reiseportal-Billigbucher erhalten immer das schlechteste Zimmer. Das verrät alleine die Logik, sofern man etwas Hirn im Kopf hat.
Billig ist nur dann gut, wenn ich genau weiß, welches Produkt ich haben will und dann gezielt auf Schnäppchenjagd gehe. Beim exakt gleichen Produkt können die Preisunterschiede enorm sein. Natürlich muss man schauen, ob der Onlinehändler wirklich seriös oder eine Abzockerbude ist. Doch trotz aller Umsicht kann es ein Reinfall werden. Die Wahrscheinlichkeit ist aber umso geringer, je eingehender man prüft. Gerade wenn es um viel Geld geht, sollte man ohne Begehrlichkeiten äußerst vorsichtig agieren.
Ich würde auch niemals eine Unterkunft bei Airbnb buchen. Dort wird zur Dauermiete konzipierter Wohnraum für viel Geld, aber billiger als ein Hotelzimmer tageweise vermietet mit dem Nebeneffekt, dass Wohnungssuchende keinen Wohnraum mehr finden. Damit ist das Problem kurz beschrieben. Aus kapitalistischer Sicht soll jeder das tun, was er für richtig hält, aber hier kann der Kunde aktiven Einfluss nehmen. Gerade linksgrün versiffte Jungspunde buchen gerne bei Airbnb und demonstrieren gleichzeitig für mehr Wohnraum zu günstigeren Mietpreisen. Diese verblüffende Logik basiert auf grenzenloser Dummheit. Wer viel Geld sparen will, der kann auf einen Campingplatz gehen und wer etwas mehr ausgeben kann, der gönnt sich ein anständiges Hotel. So sollte das Kundenverhalten sein. Das ist mit dem Fahrdienstleister Uber nicht viel anders. Niemals steige ich in einen Privat-PKW. Mit einem Taxi bin ich versichert und es ist zudem viel sicherer. Uber? Nein, danke. Auch wenn ein Taxi mehr Geld kostet, damit bin ich immer auf der sicheren Seite.
Ob billig am Ende gut oder schlecht ist, kann nicht eindeutig beantwortet werden. Dass aber billige Wurst eine mindere Qualität hat, das kann meist bestätigt werden. Doch auch die Wurst vom Metzger muss nicht immer besser als Discounterware sein, aber die Wahrscheinlichkeit guter Qualität ist beim alteingesessenen Metzger doch recht hoch. Auch hier kann der eigene Verstand ein wenig helfen. Das Kilo Schweinefleisch unter vier Euro ist sicherlich bedenklich und wohl eher als Tierfutter geeignet.
Mein Kaufverhalten hat sich in den letzten Jahren ausgeprägt. Haushaltsartikel kaufe ich beim Discounter, Obst und Gemüse vorzugsweise beim Bauern und Wurst- und Fleischwaren beim Metzger. Klamotten und Co. werden online eingekauft. Aber eines werde ich ändern. Dieses Jahr lege ich mir einen kleinen Garten zu und baue mein Gemüse selbst an. Die erste Ernte wird ein kleines Fest sein.
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