• 15.03.2024

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Der freie Gärtner

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Ein Garten mit Gemüse war einmal für 90% der Menschen eine nicht diskutierte Selbstverständlichkeit. Selbst eng bebaute Städte hatten einen Ring von Gärten, in denen die Bürger für den Eigenbedarf allerlei Gemüse- und Obstarten anpflanzten. Hinübergerettet in die Gegenwart haben das in bescheidenem Umfang die Kleingärten. Dort spielen auch andere Faktoren eine wichtige Rolle: Erholung, frische Luft, körperliche Betätigung. Nutzgärten in Hausgärten sind dagegen leider die Ausnahme geworden. Heute ist der Garten der Ort für massenhaft andere Projekte: Reservefläche für die riesige Doppelgarage mit Zufahrt, Grillecken, Sitzecken, Hüttchen für all den Krempel, überdimensionierte Terrassen, Schottergärten, Thujahecken, damit in der zugeschotterten und aufgefüllten Enge das Auge auch mal auf etwas „Grünes“ fällt.

Ein Garten kann meditativ sein. Mein Vater mit einem geistig und emotional fordernden Beruf nutzte den Garten, um den Kopf freizubekommen. Man geht mit der Unkrauthacke durch die Reihen, sieht sofort ein Ergebnis bei dem, was man tut und löst sich dabei von den Problemen des Tages. Das sorgt für eine ganz andere Erholung und Lebensqualität, als sich vor irgendeinen Bildschirm zu setzen. Eine bekannte Hobbyobstbaupublikation vor 100 Jahren hieß „Nach der Arbeit“. Die Arbeit war der Beruf, danach kam der Garten, die Erholung. Und das Beste: Man kann sich die Ergebnisse seiner Erholung auch noch auf dem Teller zu Gemüte führen. Frisch aus dem Garten kann man einzigartige Frische und Qualität genießen, die anders überhaupt nicht zu bekommen ist.

Trend der Zeit ist es, sich ganz vom Boden und der Natur zu lösen. Wer heute ein Gärtnerbedürfnis hat, greift gerne auf künstliche Gebilde zurück. Gepflanzt wird in Wannen, Kübeln, in Hochbeeten, die Erde wird herbeigeschafft. Brauchbaren Boden gibt es in unserer zugebauten Welt schließlich immer weniger und der kommt auch nicht wieder, versiegelt ist weg. Für Anfänger und einige Kulturen sind Kübelgärten keine schlechte Idee. In so spezialisierter Umgebung lassen sich schnell ein paar Ergebnisse erzielen und einige Probleme von vornherein vermeiden.

Wie sollte man denn nun beginnen, wenn man mal ein bisschen gärteln will? Wie gelingt der Einstieg am leichtesten?

(1) Für die nötigen Ressourcen sorgen. Kein Problem, Männer können sehr gut planen, sofern es nicht um Frauen geht. Erste Ressource: Fläche. Möglichst wenig verschattete Bodenfläche mit Gartenboden oder wenigstens einem Boden, der sich verbessern lässt. Wildtiergeschützt, sonst frisst das Reh mit. Sommersonnige Südost- bis Südwestseiten von Gebäuden mit etwas Dachüberstand als Regenschutz für Kübelkulturen. Geräte. Pflanzgefäße (z.B. Baueimer mit Loch im Boden gegen Staunässe, 15 oder 20 Liter Inhalt), Untersetzer, einfache Pflanzstäbe, Gießkanne, kleine Pflanzschaufel (ideal: „Pflanzkelle“ von Gardena). Spaten und eine Gartenhacke, wenn man mit einem Beet beginnt. Alles andere lässt sich später nach Bedarf besorgen. Eine wichtige Ressource ist auch Zeit. Wer in der Gartensaison wochenlang auf Montage gehen muss oder lange Urlaube genießen will, sollte sich mit jemandem zusammentun, der nach dem Rechten sehen kann.

Man sollte sich am Anfang nicht mit zu viel Zeug belasten. Welche tollen Gartengeräte man tatsächlich benötigt weiß man erst, wenn man merkt wie sich die Gartenlust entwickelt. Spezialsysteme wie ein Gewächshaus sind für Anfänger nichts. Vorsicht mit Düngemitteln, damit kann man mehr kaputtmachen als helfen, wenn man nicht genau weiß, was man auf welchem Boden damit verursacht. Keine Fehlinvestition ist eine Bodenuntersuchung, wie sie für kleines Geld von unzähligen Anbietern angeboten wird. Dafür schickt man eine Bodenprobe ein und erhält einen Untersuchungsbericht mit konkreten Düngerempfehlungen und Verbesserungsmaßnahmen. Landwirte sind verpflichtet, das regelmäßig zu machen. Angepasste Düngung spart viel Geld, was der Boden schon hat, braucht man ihm nicht zuzuführen.

(2) Vorbereitung. Sich ab Februar überlegen, welche Kulturen man anbauen will. Erde für Pflanzkübel besorgen. Im Pflanzkübel ergeben Tomaten, Paprika, Gurken oder Auberginen prächtige Pflanzen. 40 Liter einfüllfertige Erde kosten rund 5 EUR, sie wird gerne als „Universal Tomatenerde“ verkauft. Für Erstversuche reicht das völlig aus. Ein Beet will zuerst umgebrochen werden, dann sollte es etwas brach liegen, schließlich fein gehackt oder gerecht. Wir sind bei unserem Garten mit der Bodenfräse durchgegangen. Zehn Quadratmeter Fläche genügen zunächst, das geht auch mit dem Spaten. Im ersten Jahr ist ein Beet aufwendiger, weil die Unkrautbelastung sehr hoch ist und Bodenschädlinge wie der Drahtwurm besonders aktiv sind. Aus dem Boden sprießen den ganzen Sommer über allerlei Kräutlein und ersticken Nutzpflanzen regelrecht. Eine empfehlenswerte Technik dagegen nennt sich „falsches Saatbeet“ und wird auch im Bioanbau praktiziert. Dafür benötigt man ein Gerät wie z.B. eine Pendelhacke.

(3) Jungpflanzen besorgen. Zu Beginn braucht man sich für die meisten Gemüsesorten noch nicht mit Selbstaussaat und Supersonderspezialsorten abgeben. Für fast alles gibt es Jungpflanzen im Gartenmarkt, in Gärtnereien oder auch in Baumschulen zu kaufen. Lohnend für Kübelkultur sind Tomaten und Salatgurken, die man Mitte Mai ins Freie setzt, weil sie frostempfindlich sind. Dafür braucht man sich nicht in die Eigenschaften der rund 7.000 existierenden Tomatensorten einlesen, man kauft nach Typ: Eine „Salattomate“ und eine „Vespergurke“, die sind etwas kleiner, fruchten aber reichlich. Fürs Beet kann man, vorausgesetzt man hat das Unkraut im Griff, mit Salatpflänzchen schon im März beginnen, Radieschen (ausgesät). Kohlrabi. Das sind sehr problemlose Pflanzen. Grundsätzlich kommen auch Buschbohnen, Zucchini und Kartoffeln infrage, mit etwas Erfahrung lohnt sich später auch Zuckermais, Mangold, rote Rüben und vieles mehr. Ein guter Rat ist es, sich vor allem auf die Dinge zu konzentrieren, die man nicht in dieser Qualität kaufen kann. Manche Wurzelgemüse sind zum Beispiel auch gekauft ganz gut. Knackfrische Salate mit viel aromaverursachender UV-Strahlung gewachsen gibt‘s dagegen nur aus dem eigenen Garten.

(4) Pflege. Bei Kübelkultur sorgt man für regelmäßige Wassergaben, einmal abends gießen, wenn es tagsüber warm und sonnig war. Nur auf das Substrat, nicht die Blätter. Dünger für Kübelpflanzen sollte ein Langzeitdünger sein, die Gartenmärkte bieten unter diesem Stichwort reiche Auswahl. Man bindet groß werdende Pflanzen an Pflanzstäbe oder führt sie durch Rankgitter. Schädlinge und Krankheiten werden selten zum Problem, wenn die Kübel trocken und sonnig stehen. Erst im Herbst, nach der Haupternte, zerstören sie die Pflanzen. Auf Beeten werden Schnecken häufig zum Problem und Verunkrautung. Hausmittel gegen Schnecken kann man vergessen. Da hilft nur ein Schneckenzaun aus dem Gartenmarkt oder gelegentliche Schneckenkornanwendung nach Packungsanleitung. Natürlich können auch Beetpflanzen alle möglichen Krankheiten und Schädlinge erwischen. Das sollte niemandem den Schlaf rauben, man beobachtet genau, je nach Gegend treten diverse Plagen gar nicht erst auf, andere werden zum Hauptproblem. Was das ist, merkt man recht schnell. Ein paar Notizen helfen dem Gedächtnis, im Folgejahr nicht dieselben Fehler noch einmal zu machen.

(5) Ernte. Wird heiß ersehnt und kommt dann meistens trotzdem ungelegen. Der Salat wird gleichzeitig reif und schießt dann, weil man nicht alles essen kann. Die Gurken werden reif, während man auf anderen Baustellen ist. Erntet man sie nicht, setzen sie lange keine Neuen mehr an. Gemüse anbauen heißt auch zu lernen, wie man mit Erntespitzen umgeht, denn für den Wurf auf den Komposthaufen baut niemand gerne an. Tauschen, verschenken, Sekundärverwertung haltbar machen heißt das Stichwort. Der geschossene Salat erfreut Hühner- und Kaninchenbesitzer oder Frauen auf Diät. Die Tomaten sind im Winter besonders gut, wenn sie in Form einer Nudelsoße mit Sugo auf den Tisch kommen. Nach der Ernte wird abgeräumt. Schön, wer einen Komposthaufen für Reste hat. Die Kübel werden ausgekippt, im Beet wird ein Bodendecker eingesät, damit weniger Nährstoffe ausgewaschen werden.

Bei all dem Gemüseklimbim sollte man als Anfänger nicht das Obst vergessen. Frische Erdbeeren sind herrlich und Beerenobststräucher gehören zu den pflegeleichtesten Obstkulturen, die es gibt. Sie passen überall hin, benötigen keinen Pflanzenschutz und bieten über viele Wochen Naschobst. Sortenvorschläge: „Süße Lea“ Stachelbeere als Busch, „Jonkheer van Tets“ rote Johannisbeere als Busch, „Weiße Versailler“ weiße Johannisbeere, Himbeere „Sanibelle“ und wenn der Boden sauren pH-Wert hat, Blaubeere. Sollten Vögel abernten wollen, sind solche niedrigen Gehölze mit einem darüber geworfenen Vogelschutznetz zu schützen.

Mir macht Arbeit im Garten Spaß, auch wenn sie mir zuweilen schwerfällt, denn unsere Flächen liegen beim Gemüse mehr bei 500 als bei 10 Quadratmetern und einige Obstwiesen komplettieren das Selbstversorgungshobby. Am meisten Spaß macht mir ernten und essen. Auch die Kinder schätzen das frische Gemüse und Obst sehr. Viel Zubereitungseifer ist dafür gar nicht nötig, roh gemampft ist es ihnen am liebsten. Auch ich habe mich als Kind in den Garten geschlichen und die ersten frischen gelben Rüben vorsichtig gezogen, um sie nicht abzureißen, geknabbert, dann noch einige Äste Johannisbeeren abgefuttert. Erinnerungen, die geblieben sind, an herrliche Sommer im elterlichen Garten. Erleben kann man das in jedem Lebensalter.

P.

Weiterführender Link: TrennungsFAQ

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