• 23.04.2024

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Sabine Sehnsucht am See 2

see2

» Artikel vom

Gastautor: 1WO

Sabine - Sehnsucht am See - Kapitel 2

Eine "unbekannte Nummer" rief auf ihrem Handy an.
"Ja hallo? Hier ist Sabine!"
"Hallöchen! Daniel Pruning hier am anderen Ende der langen Leitung, haha!"
Der Banktyp! Was wollte der denn jetzt? Auf den hatte sie gerade gar keinen Bock!
"Ich bin's, Ihr Berater von der Sparkasse!"
"Ich weiss."
"Sie waren neulich bei mir zum Gespräch!"
"Ja, ich weiss."
"Am Montag!"
"Ja, ich weiss!"
"Wir sprachen über ihre Situation!"
"Ja, ich weiss! Hören Sie, ich weiss, wer Sie sind und kann mir schon denken, warum Sie anrufen. Ich habe nicht so viel Zeit, bitte kommen Sie zum Punkt!"
"Sie unterbrechen mich ja ständig! Also, es geht um Folgendes. Bessy, sitz!"
Er sprach nebenher mit seinem Hund! Angewidert verzog Sabine ihr Gesicht.
"Wie Sie ja selbst wissen, ist die Lage Ihres… Ähh... Unternehmens nicht optimal. Mein Vorgesetzter hat die Zahlen gesehen und zwingt mich jetzt zu handeln!"
"Können Sie nicht ein gutes Wort für mich einlegen? Ich bin immerhin Kundin bei Ihnen seit meiner Grundschulzeit!"

"Jaaahaa, das habe ich versucht, das können Sie mir glauben! Er hätte mich beinahe aus dem Büro geschmissen! Bessy, nicht auf den Flokati sabbern! 'Pruning!' hat er geschrien, 'Pruning, wenn Sie mir weiter so miese Dinger hereinbringen, zahlen Sie Ihre Alufelgen für den Dienstwagen in Zukunft selbst!'. Haha, der meint das nicht so, aber das müssen Sie sich einmal vorstellen! Also, wo war ich? Ja, also Ihre Zahlen. Wir müssen Ihren Kredit fällig stellen. Seit Ihr Mann ..."
"Exmann!"
"... Ihr Exmann entschieden hat, nicht länger in Ihr Unternehmen zu ... äähh … investieren, geht es leider nicht voran. Sie müssen den Kredit zum Ende des Jahres ablösen!"

"Aber das geht ja nicht. Auf dem Konto ist fast nichts!"
"Da gibt es ja noch was. Bes-sy! Hier ein Hundeknochen, den kannst Du annagen. Lass die Lautsprecherkabel in Ruhe! Sie haben ja auch noch private Mittel!"
"Wieso privat? Es ist doch eine GmbH? Was ist mit der Haftungsbeschränkung?"
"Nun, Sie sind ... also Ihre Haftung ist schon beschränkt, aber Sie können sich nicht darauf verlassen. In Ihrem Fall gibt es bestimmte Konstellationen, die einen Durchgriff auf Sie persönlich durchaus geboten erscheinen lassen."
"Sie meinen ... mein PRIVATvermögen ... ?"
"Nun, Vermögen würde ich es noch nicht nennen, haha, aber ja, das meine ich."
"Aber soviel habe ich doch gar nicht!"
"Ja, brav, gut gemacht! Jedoch, da gibt es schon etwas. In Ihren Unterlagen hier sehe ich -verdammt, wer hat das denn eingescannt, das ist ja komplett schief - also, da sehe ich, dass es noch eine Wohnung gibt!"
"Nein!"
"Doch!"
"Ohh - Sie wollen mich zwingen, zu verkaufen?"
"Nun, ich zwinge Sie zu gar nichts! Vielleicht haben Sie ja noch weiteres Vermögen, von dem ich nichts weiss. Oder Sie finden einen neuen ... ähh… Investor. Persönlich würde ich Ihnen raten, möglichst schnell einen Käufer zu finden. Der Immobilienmarkt ist derzeit exzellent für Anbieter. Runter vom Sofa! Du versaust mir das ganze Leder! Ich kann Ihnen selbstverständlich beim Verkauf helfen. Ich habe viel Erfahrung mit Gebäuden und werde sicher einen guten Verkaufspreis erzielen können."
"Ich ... denke darüber nach!"
"Jaaa, tun Sie das! Mimimimi, naaa - wer findet das Leckerli ...? Rufen Sie mich an, ich kann immer! Dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag! Gehen Sie heute auch noch Baden im See? Hallooo ...?"
Sabine antwortete nicht mehr und liess das Handy langsam sinken. Sie würde ihr Unternehmen und ihre Wohnung verlieren!

Sie checkte noch kurz Inkas Instagram. Inka hatte ein neues Bild von sich in einem Sportbikini hochgeladen. Sie sass mit untergeschlagenem Bein auf einem alten Fischerboot in der Abendsonne und blickte zum Horizont. Ihre blonden Haare wehten im Wind, die leicht geöffneten Lippen glänzten feucht. Der hellblaue Bikini lag so eng und perfekt an Ihrem durchtrainierten Körper an, dass man die Konturen ihrer halb erigierten Brustwarzen und ihrer Schamlippen erkennen konnte. Sie war vollkommen! Sie war so heiss, dass es ein Wunder war, dass das Holzdeck des Boots nicht Feuer fing!

Noch bevor sie darüber nachdenken konnte, was sie tat, klickte Sabine auf "Leave a comment", schrieb "fat slut!" in das Kommentarfeld und sendete den Hasskommentar ab. Zufrieden wartete sie einige Sekunden, während derer Ihr Beitrag hochgeladen wurde. Als er erschien, wurde ihr heiss und kalt: Sie war eingeloggt gewesen! Als Absender stand dort klar und deutlich: [email protected]!

Am nächsten Morgen sass Sabine an ihrem Schreibtisch und feilte an den Formulierungen ihres neuesten Blogartikels über die Situation alleinerziehender Frauen in Städten wie ihrer, in denen die Lebenshaltungskosten mittlerweile jedes vernünftige Mass überstiegen. Sie hatte wochenlang dafür recherchiert, indem sie sich beispielsweise mit zahlreichen wichtigen Personen getroffen, Mietinserate verglichen und die Speisekarten von lokalen Cafés studiert hatte.
Missmutig kam Jenny herein, liess ihren Rucksack auf einen Stuhl fallen und wandte sich Sabine zu:
"Hör mal, ich muss mit Dir reden. Da gibt es ein Problem."
"Was ist denn los?"
"Der Fiat! Gestern wollte ich ihn nehmen, aber der Tank war schon wieder leer. In der Spritkasse waren nur noch 15 Euro!"
"Oh!"
"Ich habe an der Tankstelle dann wieder mal von meinem eigenen Geld bezahlt. Das geht so nicht! Wir haben ausgemacht, dass wir immer mindestens 100 Euro in der Kasse lassen."
"Wir haben auch ausgemacht, dass wir den Fiat nur für die Arbeit benutzen!"
"Ja, und?"
"Kannst Du mir dann erklären, warum letzte Woche Gartenerde im Kofferraum lag ...?"
Jenny verstummte und sank in sich zusammen. Tränen liefen ihr über die Wangen. Das war ungewöhnlich - sie war sonst nicht so empfindlich und ging keinem Streit aus dem Weg.
"Ist was?"
"Ja, es ist wegen Horst!" schluchzte Jenny, "ich hätte so gerne ein zweites Kind, aber er möchte nicht! Und dabei bin ich schon 34!"
Sabine stand auf und nahm Jenny in den Arm.
"Ach so, das wusste ich nicht. Kannst Du nicht einfach sagen, Du hättest die Pille vergessen?"
"Habe ich doch schon! Ich habe meinen Zyklus ausgerechnet und sie zwei Tage davor schon weggelassen. Aber es hat nicht funktioniert!"
"Hmm, komisch. Also an Horst kann es nicht liegen, ihr habt ja schon ein Kind. Ähh - er ist doch von Horst, oder...?"
"Ja."
Es war für Sabine unverständlich, wieso Jenny mit einem Versager wie Horst Kinder bekommen wollte.
"Und kannst Du nicht mit einem anderen...?"
"Naja, da kenne ich schon jemanden. Der ist in mich verknallt; schon seit der Fünften. Aber der hat so rötliche Haare, das sieht man dann doch!"
"Dann rede doch nochmal mit Horst! Der darf das ja nicht einfach so alleine entscheiden! Das würde ich mir nicht gefallen lassen!"
Jenny schniefte, nickte und setzte sich kraftlos an ihren iMac.

Da das Wetter traumhaft war und der See in der Sonne funkelte, beschloss Sabine, eine lange Mittagspause im "Parkcafe" zu machen, wo sie sich einen grossen Salat mit Hähnchenstreifen und einen alkoholfreien Hugo bestellte.
Es war höchste Zeit, ihrem Leben eine neue Wendung zu geben. Bernd war weg, die Wohnung in Gefahr, das Geld knapp. Und jünger wurde sie schliesslich auch nicht. Wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass das Gespräch mit Jenny in ihr Eifersucht ausgelöst hatte! Die würde bald wieder schwanger sein und dann eine eigene Familie haben, wenn auch nur mit Horst. Und sie? Sie hatte nichts! Angestrengt spürte sie ihren Gefühlen nach.
Plötzlich, wie eine Erleuchtung, kam ihr der Ausweg in den Sinn: Hakon! Sie würde ein neues Leben zusammen mit ihm beginnen! Sie würde ihn treffen und von ihm schwanger werden! Hakon würde Inka verlassen und zu ihr an den See ziehen. Sie würde GassenGossip liquidieren und sich um das Kind kümmern. Hakon verdiente mehr als genug Geld, um dann für ihre kleine Familie zu sorgen. Sie könnten zusammen ein kleines Häuschen kaufen und sie würde es einrichten. Beim Gedanken daran wurde ihr ganz warm ums Herz. Kurz entschlossen zückte sie ihr iPhone und schrieb ihm eine Nachricht. Wenn er schon im Sommer nicht kommen konnte, dann lud sie ihn eben zum Skifahren ein. Am Ende machte sie noch eine mehr als zweideutige Anspielung, was auf der Skihütte alles passieren würde und drückte auf "senden".

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