• 28.03.2024

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Dorit

qualm

» Artikel vom

Gastautor: Pisskater

Alles, was folgt, ist mit geringen Orts- und Namensabänderungen vermutlich auch so geschehen. Vermutlich. Denn ihr wisst ja, wie das ist: Familienklatsch, der per "stiller Post" einem zugetragen wird ... Dorit kam erst relativ spät in meinen Verwandtschaftskreis. Gott sei Dank. Sie blieb für mich auch immer nur entfernte Verwandtschaft, denn sie war die zweite Frau des Vaters meiner Schwägerin. Unmittelbar habe ich sie Gott sei Dank nur einmal kennengelernt, aber das hat mir dann auch für alle weiteren Zeiten gereicht. Ich gebe hier also mehr Familienklatsch wieder und weniger einen originären Augenzeugenbericht.

Der Familienklatsch über Dorits Eskapaden, war aber für mich als Aussenstehender ein ständiger Quell der Weisheit über das Wesen der Frau, auch wenn ich das MM damals noch gar nicht kannte. Dorit lebte angeblich in ihren jungen Jahren als Zierfisch im fernöstlichen Raum und wurde von ihrem ersten Ehemann nach Deutschland gebracht. Ehemann 1 muss wohl ein recht gutsituierter Unternehmer (oder Ganove) gewesen sein, der sie aus grösster Armut nach Europa holte. Ob er sie "per Katalog" oder in einem fernöstlichen Puff gefunden hatte, blieb alles im Dunkeln. Aber egal, wie das ja immer so ist: An das Leben im Wohlstand gewöhnt Frau sich schnell. Und so wurde Dorit zu einem ziemlich undankbaren, herrischen, bösen, besserwisserischem Weib, dass das Leben in vollen Zügen genoss. Blöd nur, dass Ehemann 1 recht früh verstarb. Immerhin vermachte er ihr ein ansehnliches millionenschweres (?) Anteilspaket einer ausländischen Firma, die wohl ein gut laufender mittelständischer Betrieb war und die jährlich richtig Kohle abwarf. Und so machte Dorit sich auf die Suche nach einem neuen Ehemann.

Ehemann 2 war Hans. Hans war in jüngeren Jahren wohl ein recht gut aussehender Mann, der als Immobilienmakler anfangs auch recht gute Geschäfte machte. Nach der Hochzeit kamen rasch zwei Kinder und aus dem Feiern kam man seit der Hochzeit auch gar nicht mehr so recht wieder heraus. Kurz gesagt: Sie soff wie ein Loch und er auch. Obendrauf kam noch ein ausgeprägter Konsum von Zigaretten. Das Leben war schön. Schön langweilig. Sie hatte nichts im Kopf, er auch nur wenig. Mit dem Alkoholkonsum wurde das Wenige im Kopf noch weniger. Seine Geschäfte liefen irgendwann nur mehr schlecht als recht, aber das war ihm egal. Sie hatten ja ihre Firmenanteile, die den beiden auch weiterhin einen hohen Lebensstandard ermöglichten. Eine grosse Villa an einem wunderschön gelegenen Bergsee war gerade erst ganz frisch gebaut und musste auch noch in Teilen abbezahlt werden. Aber egal. Mit den Firmenanteilen würde das alles wieder in Ordnung kommen.

Nachdem ihre beiden Kinder mit Ach und Krach eine Ausbildung beendet und das Elternhaus verlassen hatten, ging das Leben für Dorit und Hans erst richtig los. Reisen war die Hauptbeschäftigung der beiden. Eigentlich ging es wohl mehr darum, einfach in Bewegung zu bleiben, um sich nicht eingestehen zu müssen, dass nicht nur die Ehe eigentlich längst im Arsch war, sondern dass man mit dem reichen Leben eigentlich auch gar nichts anfangen konnte. Sportliche oder geistige Interessen hatten die beiden keine. Auf den Luxusreisen kam es beiden nur darauf an, in möglichst luxuriösem Umfeld die Bordbar bzw. die Hotelbar gepflegt leerzusaufen und dabei ein- bis zwei Packungen Dunhill International zu rauchen. Und so kannten die beiden zwar so ziemlich alle Flughäfen dieser Welt, aber wo sie eigentlich hingereist waren, das war egal. Kunst, Kultur, Landeskunde? Fehlanzeige. Dass die zahlreichen Flugreisen und Kreuzfahrten der vergangenen Jahre sündhaft teuer waren, war auch egal, es gab ja die Firmenanteile ...

Freunde hatten die beiden keine, bis auf das Hausmeisterehepaar, das zu Weihnachten neben den Kindern und weiteren Verwandten immer mit zum jährlichen Weihnachtsurlaub in ein österreichisches Edel-Winter-Resort eingeladen wurde. Endlich hatten sie Menschen mit gleicher geistiger "Wellenlänge" gefunden und die Tausender flogen nur so aus dem Hotelfenster. Edelstes Abendessen wurde mit gefletschten Zähnen angefressen und zu dreiviertel wieder zurückgegeben. Champagner liess man "falsch temperiert" zurückgehen und das Hotelpersonal wurde schlimmer getriezt als ein Strafbataillon. "Meine Frau spricht vier Sprachen!", sagte Hans, was sich allerdings darauf beschränkte, dass Dorit in vier Sprachen "Scheisse, Shit, Merde und Carajo!" fluchen konnte. Eines Tages stellte Hans fest, dass seine Füsse so merkwürdig blau angelaufen waren und ihm auch gar nicht gut war. Tja, Dunhill International hatte ganze Arbeit geleistet. Hans wachte kurze Zeit später einfach nicht wieder auf. Dorit war wieder allein. Aber sie hatte ja noch ihre beiden Kinder und ihre Firmenanteile.

Die Kinder rieten ihr händeringend, mit den verbleibenden Firmenanteilen das grosse Haus am Bergsee fertig abzubezahlen, um es als Alterssitz zu beziehen. Das ging natürlich gar nicht, denn dann hätte Dorit ja ihre Reisetätigkeit auf der Suche nach einem neuen Ehepartner einstellen müssen. Ein halbes Jahr lang soff sie sich noch durch alle Hotelbars eines österreichischen Edel-Skigebiets, um Ehemann Nr. 3 zu finden. Ganz kurz loderte noch einmal die Hoffnung auf: Ein noch gut gebauter 40-jähriger Skilehrer fuhr mit ihr nicht nur Ski, sondern auch im Bett Schlitten, wandte sich dann aber ganz schnell wieder jüngeren Skihäschen zu. Merkwürdig, merkwürdig. Lag es an dem vom Alkohol und Zigaretten aufgedunsenem Gesicht, dass so gar kein Mann mehr mit ihr Umgang pflegen wollte? Lag es an den ungepflegten Haaren, die sie mit Anfang 50 immer noch bis auf die Hüften trug? An der tiefen Alkoholstimme? Frustriert fuhr Dorit wieder nach Hause.

Dann meldete sich plötzlich das Finanzamt. Die Steuererklärung für die Jahre ... sei noch zu entrichten. Ach. Und die Firma lief wohl auch nicht mehr so toll. Es kam, wie es kommen musste: Das noch nicht abbezahlte Haus am Bergsee musste für einen Apfel und ein Ei verkauft werden, um die Steuerschulden zu tilgen. Die Firmenanteile waren aufgebraucht. Die Kinder wohnten weit entfernt und sahen sich aufgrund ihrer beruflichen und familiären Situation auch nicht in der Lage, ihre Mutter nennenswert zu unterstützen. "Jaja, der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen. Für die Luxusurlaube war ich euch gut genug, und jetzt ...", verbittert zog sie sich Hartz4 beziehend in irgendein Kaff an der Ostsee, wo sie in einer Einzimmerwohnung mit einer Katze haust. Sie dürfte jetzt um die 70 sein. Verraucht, versoffen, gesundheitlich im Arsch. Ob sie noch Kontakt zu ihren Kindern hat? Wer weiss. Das Leben kann so Scheisse sein ...

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