• 24.04.2024

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Jenseits des Donnerbalkens

klorolle

» Artikel vom

Gastautor: Fffaultier

Scheißen müssen wir alle. Darin unterscheiden wir uns nicht von den Tieren.

Doch während dereinst unsere frühen Vorfahren noch zwischen den Büschen defäkierten, haben die ersten Hochkulturen einhergehend mit größeren Agglomerationen zur Prävention von Seuchen bereits Abhilfe schaffen müssen.
Hervorzuheben ist nach Aufkommen der Kanalisation im Zweistromland und der Induskultur das römische Reich mit seiner Hauptstadt, in der die Cloaca Maxima, den Abtransport der menschlichen Ausscheidungen sicher bewältigte. Die einfachen Bürger und Sklaven suchten die öffentlichen Toiletten mit Pritschen, auf denen man ohne Sichtschutz nebeneinander saß, auf. Toiletten in den eigenen Häusern waren kostspielig und der wohlhabenden Oberschicht vorbehalten.

Mit dem Untergang des weströmischen Reiches verschwand Europa für viele Jahrhunderte in dunklen Zeiten.
Es stank, es stank gewaltig!
Selbst in der Sommerzeit konnten Waren in deutschen Städten mit dem Schlitten transportiert werden, wenn die Kufen über menschliche Gülle und sonstigen Unrat rutschten, den man der Einfachheit halber direkt auf die Straße entsorgte.

Die aufkommende, von den italienischen Stadtstaaten ausgehende, Renaissance bedeutete eine Rückbesinnung auf technische und künstlerische Errungenschaften der Antike.
Der Aufbau eines funktionierenden Kanalisationssystems erschien den Herrschenden jedoch nur mit unnötigen Kosten verbunden, da man den üblen Geruch nicht als ausreichenden Grund für die Investitionskosten erachtete und der Zusammenhang zwischen Hygiene und Gesundheit in der westlichen Welt damals praktisch unbekannt war. Der Investitionsstau und die einhergehende mangelhafte Infrastruktur sind somit keine Innovation der Merkel-Ära.
Daher blieb auch die Neuerfindung des Wasserklosetts durch den hauptberuflichen Dichter John Harington im England des ausgehenden sechzehnten Jahrhunderts ohne jegliche Auswirkung.
Erneut auf der britischen Insel kam es im Jahre 1775 durch einen gewissen Alexander Cumming zur bahnbrechenden Erfindung des Sifons, der neben der allseits bekannten Funktion zur Aufbewahrung von Wertsachen auch eine hervorragende Geruchssperre darstellt.
Es handelte sich dabei zunächst nur einen Luxusartikel, der dem gemeinen Volke vorenthalten war.

Mit der in Europa zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts einsetzenden Industrialisierung wuchsen die Städte Europas schnell auf ungeahnte Größe an. Die Bevölkerung fristete ihr Dasein größtenteils in überbevölkerten Slums.
Seuchen wüteten in den Städten, insbesondere die Cholera forderte viele Opfer.
Abhilfe war nunmehr zwingend erforderlich.
Kanalisation und Frischwasserversorgung mit Leitungssystemen anstelle von Schöpfbrunnen hielten Einzug in das städtische Leben.
Eine deutsche Besonderheit, die mittlerweile zum Glück weitgehend verschwunden ist, ist der Flachspüler, bei dem die Funktion des Sifons zumindest für den aktuellen Haufen außer Kraft gesetzt wird, auf dass der Feststoffabgang vor dem Spülen auf der Plattform inklusive Geruchsprobe vom Scheiße-Inspektor begutachtet werden kann.
Seitdem ist es in Europa praktisch zu keinen Verbesserungen bezüglich des Aborts gekommen.
Allenfalls das Vorhandensein von ein oder mehr Toiletten je Wohneinheit anstelle von Gemeinschaftstoiletten im Treppenhaus der Mietskasernen darf hier wohlwollend zur Kenntnis genommen werden.

Wer einmal das Vergnügen hatte, mit ordentlich Druck, sodass die Schlange den Kopf bereits herausstreckt oder der Dünnschiss den Schließmuskel gleichsam einer Berstscheibe sprengen will, auf eine Autobahntoilette in Südfrankreich geeilt ist, versteht, dass der Entwicklungsstand an diesem Ort nicht über die Funktion eines primitiven Donnerbalkens hinausgeht.

Wer will schon, dass der Dünnschiss auf dem Weg zum Loch im Boden das Bein herunterrinnt?
Doch es geht auch besser.
So lassen wir unseren Blick auf ferne Länder schweifen.
In der islamischen Welt und auch in Thailand ist die Nassreinigung nach dem Stuhlgang die übliche Art der Reinigung.
Das Wasser wird hier üblicherweise über einen Schlauch appliziert.
Da die bevorzugte Toilettenform in diesen Ländern eine Hocktoilette ist, die allenfalls eine minimale Verbesserung gegenüber dem Loch im Boden in Sachen Komfort darstellt, ist die Anwendung als höchst unbequem zu betrachten. Zudem ist der Intimbereich im Nachgang des Geschehens zwar gewissenhaft gereinigt, jedoch ist alles nass und weitere Hilfsmittel zum Trocknen sind nicht vorgesehen.
Wer wünscht schon, dass die Unterhose nach dem Stuhlgang durchfeucht an der Haut klebt?

Die technologiebegeisterten USA fallen dadurch auf, dass der Wasserfüllstand in den Schüsseln mitunter signifikant höher ausfällt. Als Vorteil sind hier weniger Feststoffanlagerungen in der Schüssel und eine verbesserte Geruchssperre hervorzuheben. Nachteilig sind die unumgänglichen Wasserspritzer, die beim Eintreten größerer Feststoffpartikel aufkommen und den Benutzer benetzen und gegebenenfalls das Eintauchen des nicht erigierten Aals in das Wasser der Schüssel, wenn man hinreichend gut bestückt ist.
Wer die Referenzklasse hochwertiger Toiletten kennenlernen möchte, kommt nicht umhin, das Land der aufgehenden Sonne sowie das ebenso moderne Südkorea zu besuchen.
Die hier verbreiteten Toiletten, die unter der Bezeichnung Washlet firmieren, bieten eine Vielzahl von Annehmlichkeiten.

Die Standardausstattung dieser Washlets umfasst die folgenden Funktionen:
– Controlpanel zum Ansteuern der Funktionen
– Wasserdüse, die zur Benutzung ausgefahren wird
– Position der Wasserdüse einstellbar auf Bidet-Betrieb oder Analreinigung
– Einstellen der Wassertemperatur
– Einstellen des Wasserdrucks
– Trocknung durch warmen Föhnwind mit einstellbarer Temperatur (Obacht: Erst mit Wasser waschen und danach trocknen!)
– Sitzheizung

Optionale Extras, die unter Umständen sinnvoll sind:
– Geruchsabsaugung über Filter
– Anheben der Toilettenbrille als Aufstehhilfe
– Desinfektion der geschlossenen Klobrille durch UV Licht
– Eine Geräuschkulisse, die unter der Bezeichnung „Geräuschprinzessin“ firmiert und etwaige die Ausscheidung begleitenden Geräusche sicher übertönt
– Ein Näherungssensor, der die Toilettenschüssel bei Dunkelheit von innen illuminieren lässt

Diese Washlets werden als Komplettpaket angeboten, bei denen die Funktionen in die Keramikschüssel integriert sind, oder alternativ als nachrüstbare Anwendung, bei der alle Funktionen in die Klobrille integriert worden sind, welche auf einer herkömmlichen Keramikschüssel angebracht wird.
Die nachrüstbare Variante ist für die Bewohner von Mietwohnungen von besonderem Interesse und kann einfach installiert werden, wobei sich der Wasseranschluss meist am einfachsten durch Anschluss des Schlauches mittels Adapter an die Zuleitung zum Waschbecken realisieren lässt. Ein Stromanschluss sollte ohnehin vorhanden sein, notfalls kann die Deckenbeleuchtung angezapft werden.

Neben dem Komfortgewinn, der mit Anwendung eines Washlets verbunden ist, runden weitere Vorteile das Gesamtpaket ab.
So hat der plötzlich eintretende Mangel an Toilettenpapier zu Beginn der ausgerufenen weltumfassenden alles tötenden Seuche, den Besitzer eines Washlets nicht tangiert, da dieses für die Benutzung nicht benötigt wird.
Für die Gebrechlichen unter uns, zu denen die anderen zu späterem Zeitpunkt auch gehören mögen, bietet sich ein Stück Autarkie im hohen Alter.
Wer will schon warten müssen, bis ihm der Arsch endlich abgewischt wird?

Setzt man die nötige Investition in Relation zur Lebenszeit, die man auf der Toilette verbringt, erscheint ein Verzicht lediglich für Herren von spartanischem Lebensstil angebracht.
Die großen Anbieter, neben denen es im asiatischen Markt noch viele andere gibt, sind die Anbieter Toto aus Japan und Hyundai Water Systems aus Südkorea.
Die in Europa angebotenen Systeme dieser Hersteller sind gegenüber einem Reisemitbringsel, das im Falle eines Washlets im aufgegebenen Koffer transportiert werden kann, deutlich teurer in der Anschaffung.
Europäische Hersteller sind aufgrund der Hochpreispolitik und der begrenzten Anzahl verfügbarer Funktionen skeptisch zu betrachten.

Für Reiselustige sei ein Aufenthalt in Japan und Südkorea empfohlen. Neben der mannigfaltigen Möglichkeit Washlets mit allen Funktionen zu testen, wird der mit der eigenen Heimat fremdelnde Deutsche dort eine erholsame Zeit in Ländern, in denen anders als hier noch Recht und Ordnung herrscht, genießen.
Die neuesten Entwicklungen des Herstellers Toto können u. a. im Showroom am Gate 2 des Narita Flugplatzes bestaunt und getestet werden.
In Korea empfiehlt sich ein Besuch des Toilettenmuseum Mr. Toilet House in Suwon südlich von Seoul.

Derweil, weil die beste Besetzung im Außenministerium seit Ribbentrop philosophiert, ob das Plumpsklo nicht besser in der Dorfmitte aufzustellen sei, thront der Mann von Welt auf einer adäquaten hochmodernen Vollfunktionstoilette, die seine Rosette sanft mit einem wohltemperierten Wasserstrahl des bevorzugten Drucks umspielt und alles ordnungsgemäß sowie gewissenhaft reinigt.
Das Elend dieser Welt geht ihm am Arsch vorbei.

Möge dieser Artikel als Denkanstoß für den freien Mann dienen.
Bereits eine kleine Änderung kann Großes bewirken.



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