• 18.03.2024

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Wie bin ich nur hier reingekommen?

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» Artikel vom

Gastautor: Aki

Irgendwie hatte ich immer einen Plan, nur hat der nie geklappt…

Nachdem mein Wunsch auszuwandern zunichte war und ich nach einer Umschulung, aus gesundheitlichen Gründen, vom Handwerk im Büro gelandet bin fing das Elend an. Das bisher aufgesparte Kapital wurde als Häuschen in die Landschaft gesetzt. Zwei Kinderzimmer waren vorgesehen, die Frau dazu gab es noch nicht. Ich kann gar nicht aufzählen welche Weiber unter mir „verarbeitet“ wurden, ergab sich halt so, eigentlich bin immer ich angesprochen worden, alles andere lohnt nicht.

Gut, wenn ich mit 30 noch nicht unter der Haube bin lass ich das, Schwupps mit 29 doch noch die Kurve gekriegt. Es war ein Riesenaufwand, inklusive Konvertierung zum Islam, damit die Dame meines Herzens aus dem Orient auch regelkonform geehelicht werden kann. Trotz reger Bemühungen kam kein Nachwuchs zustande, Somit wurden die „Segnungen“ der Reproduktionsmedizin in Anspruch genommen. Erstaunlich war, dass mir gefühlt jeder Fünfte vom Sehen bekannt vorkam. Das ist ein Problem was unter der „Decke“ gehalten wird, da gibt es jede Menge Paare die sagen wir wollten ja aber es sollte nicht sein.

Ziel war dann mit 40 Vater zu werden oder wir lassen es. Nun kurz vor den 40. Geburtstag hat es dann beim vierten Versuch geklappt, Zwillinge inschallah. Die geschätzte Gattin lag schon einige Tage in der Klinik wegen verfrühter Wehen. Aussage der Ärzte: Jeder Tag ist wichtig, das bekommen wir hin. Nun ja am Tag X saß ich morgens in meinem Pendlerzug und sah einen Storch durch das Feld staksen (vorher, nachher nie wieder) und kaum im Büro kam der Anruf: jetzt geht es los.

Nun wurde es alles nur noch turbulent. Eines werde ich nie vergessen, als ich den Abend die Frühchen-Station besuchte und mich erkundigte, sagte eine Schwester: "Ihre Tochter ist eine zähe Ente." Auf Nachfrage erklärte sie mir, dass sie dies daran merke wie sich die Frühchen beim Waschen „anstellen“. Recht hat sie gehabt, bis heute ist das Weib von Tochter immer eine Herausforderung.

Nach Forderungen, wie Übertragung des halben Hauses auf ihren Namen, war dann schnell das Eheweib (erstes Schreiben ihres RA war exakt einen Tag später da) und Tage später auch die Kinder fort. Es folgten unzählige irre Gerichtsverhandlungen bis hin zum OLG, über ein Jahrzehnt war ich nie ohne ein laufendes Verfahren. Zwölf Jahre Unterhalt für die Ex bei 10 Jahren von Eheschließung bis Trennung, in der Spitze dürfte ich über 2 Kilo im Monat zahlen (Anrechnung fiktiver Einnahmen). Da schmelzen die Reserven wie Schnee im April. Immerhin sind Hütte, Autos, WoMo, Harley alles noch da, allerdings ist das Meiste seit Jahren abgemeldet.

Die Kinder habe ich über die Jahre immer am WE und für gemeinsame Urlaube gehabt. Im Nachhinein weiß ich gar nicht wie ich die ganzen Urlaubstage zusammenbekommen habe. Den Schulen dürfte ich stets für Infos hinterherstiefeln, da die Ex oft umgezogen ist. Einmal habe ich es bis zum Elternsprechergebracht und als Dankeschön kam der nächste Umzug, von dem ich natürlich erst im Nachhinein erfahren habe. Bei den Umgangswochenende kam natürlich das Übliche: keine ausreichenden Klamotten, zu kleine Schuhe ec., praktisch für jeden Urlaub an der See mussten neue Schuhe gekauft werden.

Zwillinge alleine am Wochenende zu betreuen ist zudem ein Thema für sich, da fehlt einem eindeutig der dritte Arm. Zumindest so lange wie man Fläschchen geben muss und die Kinder noch nicht sprechen. Über die Jahre habe ich das wie folgt am Wochenende gemanagt: einen Tag Großeltern zu Besuch, ein Tag die aktuelle Freundin. Die Auswahl war auch immer „heiß“, Optik vernachlässigen und auf die Nützlichkeit achten. Jedes Mal, wenn ich wieder ein Fortschreiten meiner Gebrechen hatte, war die Fackel natürlich weg. Wer will schon einen kranken Mann.

Dass man im Endeffekt zwei Haushalte unterhalten muss, zehrt an jeglichen Reserven und ist auf Dauer auch nicht beruflich förderlich. Vom Prokuristen in einer großen Firma bis zum Schütze-Arsch habe ich jetzt alles durch. Zum 50.Geburtstag habe ich mit den restlichen zusammengekratzten Mitteln einen Oldtimer an Land gezogen. Genauer gesagt nicht ich, sondern meine damalige Freundin, ich fahre den nur und erstatte ihr die Kosten.

Mit der Zeit der Pubertät der Kinder hat sich dann einiges geändert. Kontakt findet nicht mehr regelmäßig statt. Aber gut so soll es sein, wie heißt es so schön: Man soll seinen Kindern Wurzeln geben damit sie wissen wo sie herkommen, und man soll seinen Kindern Flügel geben, dass sie hinausziehen können und ihr eigenes Leben finden. Als Ergebnis der ganzen Mühen habe ich einen Sohn, der keinerlei Ehrgeiz hat (war schon als kleines Kind so), und eine widerborstige Tochter, die sich als Feministin sieht und bei Sachen engagiert die mir total fremd sind. Nach dem Motto: Alles für Alle aber den „Eigenen“ nicht zugewandt.

Ich frage mich mittlerweile wo ich denn die ganze Zeit geblieben bin. Vor Jahren hatte ich schon eine OP an der Herzklappe, jetzt gibt es Probleme mit der Lunge inklusive bevorstehenden OP-Termin. Ich bin noch keine 60 und habe die Kondition eines 80-Jährigen. Unterstützung seitens der Kinder gibt es nicht, die sehe ich nur noch, wenn sie den Hut rumgehen lassen für irgendwelche Anschaffungen. Unterhalt läuft natürlich auch noch, ich hätte mich geschämt mit 18 meinen Eltern noch auf der Tasche zu liegen.

Manchmal im Traum sehe ich meinen alten Herrn, er sagte am Anfang der Geschichte: "Wenn ich das so höre von dir wie die Gesetze sind. Ich an deiner Stelle würde alles verkaufen und mich in den Süden absetzen, mach dir ein schönes Leben."

Er hat Recht gehabt, so wie Du weißt schon wer. Es lohnt nicht, sich für Andere aufzureiben...

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