• 16.03.2024

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Das Haus eines freien Mannes

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Gastautor: Gastautor

Vor einiger Zeit habe ich mir meinen Wunsch erfüllt, auf meinem Hof im wilden Osten ein neues Häuschen zu bauen. Das eigentliche Wohnhaus ist Abbruchreif und steht an der Dorfstrasse. Mein Haus sollte im Garten stehen, wo es schon einen Hühnerstall gab. Als einen eher minimalistisch-ökologisch angehauchten Mann wollte ich mir ein Strohballenhaus bauen. Vor einiger Zeit hab ich mal gesehen, dass bei euch das kaum bekannt ist, daher gibts jetzt mal einen kurzen Artikel darüber.

Es gibt 2 unterschiedlicher Arten von Strohballenbau: Last tragend und Ständerbauweise (Strohhäcksel kann auch eingeblasen werden). Wie der Name schon sagt, tragen bei ersterem die Strohballen die Last der oberen Schichten, die Strohballen selbst. Bei der Ständerbauweise besteht das Haus aus Holzständern und die Gefache werden mit Strohballen ausgefüllt. Beides hat seine Vor- und Nachteile. Ich habe mich für die Ständerbauweise entschieden. Darauf wird jetzt näher eingegangen (es gibt verschiedene Arten der Ausführung. Ich habe hier die für mich passendste ausgewählt):

Fundament als Bodenplatte. Die 23 cm Bodenplatte habe ich auf das Fundament des Stalls drauf gegossen. So konnte ich auch leicht die notwendige Sockelhöhe von 30 cm erreichen, die es braucht, damit die Wände eine angemessene Höhe über der Erde haben. Das Ständerwerk und die Statik habe ich von einem Strohballen-Fachmann berechnen lassen. Das Bauholz (KVH) ist gekauft und selbst abgebunden worden. Soweit so unspektakulär. Nun zum Stroh: Die Strohballen müssen schön dicht gepresst und möglichst quaderförmig sein. Dies dient der homogenen Wärmedämmung. Das Nachstopfen von Ecken ist ärgerlich und bringt Schwachstellen. Hier muss wirklich auf Qualität geachtet werden. Baustrohballen ist als zertifiziertes Baumaterial erhältlich und qualitativ nicht mit einem normalen Strohballen vergleichbar. Für mein Projekt hab ich noch einen alten Schwaben aufgetan, der mir mit seinem ebenso alten Deutz gute Ballen gepresst hat. Roggenstroh wird heute dafür verwendet. Interessanterweise nimmt man kein Bio-Stroh, weil da zu viel Unkraut drin ist (Feuchtigkeit, Dämmeigenschaften).

Das Stroh wird dann in die Fächer eingebaut. Dazu werden die Ballen nochmal nachverdichtet und "unter Spannung" eingeschoben. Wichtig ist hier eine gute Verknüpfung zwischen Planung und Strohballen, um keine Strohballen im Sonderformat selbst herstellen zu müssen. Die Lagerichtung der Strohballen ist längs zur Wand. Innen kommen 3 Schichten Lehm (ca. 3 cm) auf das Stroh. Aussen normalerweise Kalkputz, evtl. auch Lehmputz mit Holzschale. Der U-Wert liegt dann bei 0,15W/m²K bei einer Wandstärke von 40 cm. Im Dachbereich wird oft nicht mit Stroh gedämmt, weil der Einbau dort oben schwierig ist. Man greift dort gerne auf Holzwolle-Matten oder eingeblasenes Zellstoff zurück. Beim mir habe ich innen OSB, Dampfbremse/Membran aus GF verstärktem Papier, Strohballen (zwischen Sparren), Unterdeckplatte, Lattung, Ziegel.

Der Fussboden ist recht klassisch, mit Korklaminat, OSB-Platte, Holzwolledämmung zwischen Lagerhölzern auf Bitumenabsperrbahn. Weil ich so ein Geizhals bin, habe ich versucht so viel wie möglich gebrauchtes zu verwenden. So sind Fenster und Türen gebraucht, sowie der Fussbodenbelag und die Dachziegel. Dazu müssen diese Sachen idealerweise zuerst beschafft werden, um das Haus danach zu planen.

Ich hab mir nur ein kleines Haus gebaut, weil mir das eher liegt. Innen sind es 25m², mit einer Deckenhöhe, die ein Hochbett erlaubt. Das Klo ist draussen. So ist das Haus auch leicht zu heizen (Holzofen).

Zu zweien geht der Bau eigentlich gut voran. Es gab 2 grössere Arbeitseinsätze von Freunden, um das Dach auszufachen.

Ich wollte unter 800 EUR/m² Material- u. Handwerkerkosten liegen und das habe ich auch geschafft. Bei solchen Eigenbau-Projekten finde ich wichtig, keinen Zeitdruck zu haben. So hat sich einiges doch aus gewissen Gründen gezogen und der Einzug hat sich dann noch um einiges verzögert. Die Verarbeitung (Trocknung) von Lehm ausserhalb der Sommermonate ist da das grösste Problem.

Die Lebensdauer von Strohballenhäusern hängt mit der Qualität der Planung, Ausführung und Instandhaltung ab. Es gibt sie ja erst, seit es Strohballen gibt. In Nebraska und Frankreich stehen die ältesten Strohballenhäuser aus den 20ern des 20. Jahrhundert. Heute gibt es sie bis als 3-geschossige Wohnbauten. Das Ökodorf 7 Linden hat einige solcher Häuser und viel Wissen darüber angesammelt.

Es ist schade, dass diese Bauart solch ein Nischendasein fristet. Insbesondere, weil ein hoher Eigenanteil und regionale Wertschöpfung möglich ist (Lehm, Stroh, Holz). Übriges ist eine Baugenehmigung für solche Häuser kein grosses Problem mehr. Mein Projekt habe ich aber politisch korrekt "Divers" gebaut.

Quellen: baustroh.de 
Der Strohballenbau Minke, Mahlke 2004

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