• 19.03.2024

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Der lange Weg zurück ins Leben Teil II

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Der lange Weg zurück ins Leben Teil II

Brutkasten hat mich dazu bewogen, dass ich mich damals zur Psychotherapie begeben habe. Offizieller Grund ihrerseits war meine „schwere Kindheit“ und meine damalige depressive Phase. Die Wahrheit ist, dass diese "depressive Phase" daher kam, dass Brutkasten derart in meiner angeschlagenen Psyche herumgemurkst hat (siehe die Artikel „Gaslighting“, „emotionale Erpressung“ und „Der lange Weg zurück ins Leben") und die Therapie eher ihr das Leben erleichtern sollte als mir. Doch darum geht es in diesem Artikel nicht. In diesem Artikel möchte ich aufzeigen welchen Weg ich gehen musste bis mir geholfen wurde und mit welchem Typ Mensch ich dabei konfrontiert war.

Zuerst einmal wurde ich mit mir konfrontiert

Ich ging zum Arzt und erzählte ihm, wie schwer das Leben für mich aktuell ist, sogar früh aufstehen, ins Bad und sich fertig machen war für mich eine schier unüberwindliche Hürde, und das war erst der Anfang des Tages. Nun schickte mich mein Hausarzt zum Psychiater, der sollte herausfinden welche Schraube bei mir locker war und mich dann zum entsprechenden „Reparateur“ schicken. Das hat er gemacht und ich habe mir aus allen möglichen Quellen die Adressen besorgt und telefoniert. Ich dachte es wäre gut einen Mann zu haben, also Termin ausgemacht und hingedackelt, bis dahin vergingen schonmal einige Wochen.
Jetzt saß ich da, hatte den Typ vor mir sitzen und ich bekomme eine bombastische Blockade. Ich saß da und wusste nicht, was ich tun sollte, was ich sagen sollte, es war furchtbar! Das haben wir drei Abende gemacht, schweigend voreinander gesessen. Jetzt war ich erstmal mit mir konfrontiert und ich merkte, dass ich nichts damit anzufangen wusste, ich hatte nichts „im Kopf“ was mir in dieser Situation helfen könnte. Ich brach das ab, bin nicht mehr hingegangen. Nächster Versuch.

Ich ging in ein Bezirkskrankenhaus, die Ärztin hat mich erstmal fett unter Drogen gesetzt, ich kam mir vor als ob ich früh um 0600 gleich mal eine Flasche Sekt gesoffen habe und so musste ich den ganzen Tag funktionieren. Das habe ich eine Woche mitgemacht und dann war Schluss. Frau Doktor war meiner Meinung nach auch etwas zu sehr aufgebitcht und hat es offensichtlich geliebt vor einem herzustolzieren, auf dem Weg in ihre Arbeitsräume. Dazu wollten sie mich besuchslos 6 Wochen im Krankenhaus im Kellergeschoss unterbringen. Die Psychotherapeutin, die mich da interviewt hat, hat sie sich keine Mühe gemacht, ihre Verachtung zu unterdrücken, als ich bei meiner eigenen Geschichte über meinen geplanten Selbstmord in Tränen ausbrach. Das war also auch nichts.

Aus irgendeiner Richtung kam ein Hinweis auf eine etwas ältere Therapeutin. Sie hat mir erstmal Fragen gestellt als sie gemerkt hat, dass ich nicht weiß wie und was ich tun soll. Das war ok, ich erzählte ihr meine Geschichte und sie zeigte mir erstmal Entspannungsübungen. Das war natürlich nichts was ich in diesem Zustand erwartete, geschweige denn gebraucht hätte. Ich machte einfach weiter und hoffte, dass eines Tages der Geistesblitz einschlagen würde. Es hat sehr lange gedauert, aber er schlug irgendwann ein. So vergingen die Wochen und Monate und ich war mit Entspannungsübungen (nach Jacobson) beschäftigt, kam aber ansonsten keinen Millimeter weiter. Bei mir wurde eine „depressive Persönlichkeitsstörung“ diagnostiziert. Danach wurden alle Therapien auf „Depressionen“ ausgerichtet. Ich saß immer noch in der Hölle und machte meine Entspannungsübungen, die so weit erstmal überhaupt nichts brachten. Ich bewegte mich jahrelang auf der Stelle. Dazu kam der Druck der „Ehefrau“ und der Psychoterror, Arbeitsstress usw. Da es damals in der Gesellschaft üblich war immer und jedem Alkohol anzubieten und auch immer und überall gesoffen wurde, war das Mittel meiner Wahl erstmal nicht weit weg und wurde auch gut genutzt von mir. Zu diesem Zeitpunkt kam noch die Trennung und ein schwerer Unfall (Polytrauma) dazu.

Noch im Krankenhaus habe ich die nächste Psychotherapeutin besucht, um den Unfall zu verarbeiten. Ich erhoffte mir dadurch auch zu meinen anderen Themen etwas zu finden. Sie war eine richtig faule Person, sie hatte von Anfang an keinen Bock auf den Job, hat aber immer schön nach außen die Fassade gehalten. Tiefschlag, was solls, aufrichten und weiterschauen, die Baustellen gehen nicht aus.

Danach musste ich einen Rollstuhl nutzen, damit war es unmöglich im Umkreis an einen Therapeuten zu kommen. Außerdem hatte ich damals eine Wohnung im 3. Stock, war also erstmal gefangen dort oben. Egal! Baustellen sind ja genug da. Die Scheidung kam inkl. der ganzen gierigen Industrie dahinter.

Als ich einigermaßen mit Krücken laufen konnte war die nächste Therapeutin dran. Sie hatte zumindest begriffen, dass Männer visuell funktionieren. Sie hat dauernd irgendwelche Blätter gemalt und mich gedanklich in meiner Kindheit bohren lassen. Die Zeit verging und ich kam keinen Millimeter weiter. Jetzt kam Selbstzweifel ins Spiel und machte die Suppe nicht besser, im Gegenteil.

Der Bruch des „Freundeskreises“ stand gerade an. „Wie stellst du dir das denn überhaupt vor? Wann willst du denn wieder arbeiten gehen?“ „Stell dich mal nicht so an.“ „Kümmere dich gefälligst um deine Kinder.“ Soviel zum Thema „Freunde“.

Einige Zeit später kam die Entfremdung meiner Kinder durch Brutkasten. Da traf ich auf die nächste Therapeutin, eine Feministin. Kurze, krumm geschnittene Haare, Leggins und einen Rock drüber, komische, flippige Erscheinung aber von sich selbst überzeugt, das hat noch keiner gesehen. Ihr erzählte ich in den ersten drei Probesitzungen von meinem bisherigen Leben. Plötzlich konnte ich Hass in ihren Augen entdecken. Ich weiß, wie sowas ausschaut, habe ich schon öfters erlebt. Dan warf sie mir vor, dass ich dieses „Theater“ nur mache, damit ich keinen Kindesunterhalt zahlen muss und mich vor meiner Verantwortung drücken will.
Das war in meinem mentalen Zustand der Fußtritt in die Hölle. Das ist wie einem Sterbenden noch eine zu klatschen. Das hat mich ziemlich in den Keller getreten. Das war aber auch der Wendepunkt in meinem Leben, ich war danach noch genau einmal bei einem Psychiater, hab mir vorher einen Plan gemacht, was ich will und erwarte und ich hab nur gehört „Warteliste mind. 3 Jahre aber manchmal ist auch früher was frei“.
Damit habe ich diesem „Gesundheitssystem“ endgültig den Rücken gekehrt. Ich musste es einfach selber in die Hand nehmen, sonst wird das nichts. Ich habe es 10 Jahre versucht.

So, da saß ich, komplett alles um mich herum kaputt. Was tun? Wie tun? Wo anfangen? Ich brauchte kompetenten menschlichen Rat. Wann und wo gab es das letzte Mal Vernunft für den Menschen? Mein Fokus fiel auf die alten Römer und Griechen. So denn, die Marschrichtung war freigegeben. Ich stolperte über die Stoiker. Sie haben mir sehr geholfen Ordnung zu finden, innere, menschliche Ordnung. Diesem Pfad bin ich gefolgt und folge ich heute noch.
Ich habe in den letzten 4 Jahren mehr erreicht als in allen anderen zuvor. Ich habe meine Fähigkeit, mich selbst am Kragen aus der Scheiße zu hieven, gut genutzt.

Ich bin dankbar um meine Fähigkeiten.
Sapere aude

Gastautor: A.M.

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