• 28.09.2024

Das Männermagazin

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Goldschniedel 7

klappe

» Artikel vom

Gastautor: Megatherium

Der Besucher schaut an Pöbel-Lerby vorbei verwundert auf die Versammelten und ruft enttäuscht aus: „So viele sind vor mir dran? Hoffentlich dauert das nicht zu lange, ich hab es eilig!“
„Nun mal die Ruhe“, entgegnet Pöbel-Lerby, tritt zur Seite und bittet den halben Hering herein, „trink erst einmal einen Becher guten Rum, das baut den Druck ab! Im Übrigen hast du dich in der Tür geirrt, hier ist nur der Klubraum.“
Auf den fragenden Blick des halben Herings erklärt Suffi, während er einen vollen Becher reicht: „Der Klub der Freien Männer! - Erzähl mal, wieso hast du es so eilig?“
„Also, daran hat dieser Goldschniedel Schuld. Meine russische AE hat mich wegen der 150 Millionen verlassen und ist auf die Goldschniedeljagd gegangen. Seit zwei Wochen laufe ich mit einem Steifi herum und kann an nichts anderes mehr denken. Da will ich endlich Abhilfe schaffen!“
Die Anwesenden sehen den Erzähler ungläubig an. Dann rufen sie im Chor: „Vailson? Dich gibt es wirklich?“
„Wieso soll es mich nicht geben? Schließlich habe ich einiges im Männermagazin geschrieben!“
„Nun mal langsam“, sagt Pöbel-Lerby, „alles der Reihe nach. Jetzt am Vormittag ist nicht viel los, da finden wir schnell was für dich. Nur mit einer AE kann ich nicht dienen, die werden hier nicht angestellt, aber mit einer Russin.“
„Ja, das wäre schön“, sagt Vailson erfreut. „Wo hast du die denn her?“ „Im letzten, achtundfünfzigsten Sanktionspaket, das die russische Wirtschaft endgültig ruinieren soll, wurde auch die Webseite Russenschlampen.de verboten und dichtgemacht. Die Mädels waren arbeitslos, und da habe ich zugegriffen und einige engagiert. Dankenswerterweise stand mir Stromberg mit fachkundigem Rat zur Seite.“
„Das ist ja kaum zu glauben, wie die den armen Frauen ihre Arbeitsplätze wegnehmen!“ Vailson ist ehrlich empört. „Die anderen müssen sich nun an die Straße stellen?“
„Nein, denn die Betreiber hatten schnell raus, wie die Dinge laufen. Sie haben die Seite in Ukroschlampen.de umbenannt und sind wieder im Geschäft. Nicht nur das, sie bekommen auch Geld aus Brüssel wegen Förderung und Pflege ukrainischen Kulturguts.“
Das freut Vailson. Er leert seinen Becher und fragt: „Nicht, dass ich drängen will, aber können wir uns jetzt um meinen Steifi kümmern?“
Pobel-Lerby begleitet Vailson ins Foyer, wo er dem dringend bedürftigen Gast Nagaika-Natascha, die fesche Rittmeisterin mit der Kosakenpeitsche, zuweist. Vailson verschwindet eiligst im Röhrarium, Pöbel-Lerby sucht den Gärtner auf.

Jane Leatherskin ist froh, dass es diesmal keinen Ärger gab und feilt an ihren Fingernägeln herum. „Vielleicht sollte ich es doch wagen und meine neuesten Weisheiten shittern, obwohl der Chef es verboten hat?“ überlegt sie, als auch schon die Tür aufgeht und ein neuer Besucher eintritt. Ein Herr in sehr gereiften Jahren in Jägerkleidung (ohne Gewehr), der während der folgenden Szene immer wieder besorgt nach dem Eingang blickt.
„Mit dem alten Knacker gibt es sicher keine Schwierigkeiten“, freut sich die Tresenpomeranze und fragt zuvorkommend nach dem Begehr.
„Ja, also, ich weiß nicht, ob Sie eine Dame haben, die meinen Vorstellungen entspricht.“
„Wir sind gut aufgestellt, da findet sich schon etwas für Sie.“
„Aussehen und so ist nicht wichtig. Das einzige, worauf ich Wert lege, ist, dass sie die jüdische Nummer kann.“
„Die jüdische Nummer?“ Jane Leatherskin durchfliegt ratlos die Seiten mit den Mädels und ihren bevorzugten Künsten. „Da finde ich auf die Schnelle aber nichts.“
„Das wäre aber sehr schade“, bedauert der Jägersmann.
„Warten Sie, ich rufe den Chef herbei, der kennt sich viel besser aus und kann sicher weiterhelfen!“
Die Schwabenmeersirene drückt eine Taste der Haussprechanlage und flötet nach Pöbel-Lerby. Der Jägersmann sagt: „Gut, machen wir es so. - Aber mal was anderes: Kann ich bei Ihnen mit der Simkarte bezahlen?“
„Mit der Simkarte?“ Die Tresenpomeranze schaut in ihrer Liste nach und liest vor: „VISA – Mastercard – AE“
„AE?“, wirft der Jägersmann ein, „das interessiert mich. Man kann bei Ihnen mit einer AE bezahlen? Da kenne ich eine, aber ob Sie die nehmen würden? Das ist nämlich eine abgetakelte Fregatte, vor der es selbst dem Unzerstechlichen grausen würde.“
„Bitte? Ich verstehe nicht.
„Sie sagten doch eben AE, und damit meinen Sie doch Alleinerziehende? Was machen Sie denn mit denen allen hier?“
„Aber nein doch! AE ist eine Abkürzung für American Express. Die Kreditkarte verstehen Sie?“ Der Jägersmann ist ob dieser Erklärung ein wenig enttäuscht. Pöbel-Lerby tritt hinzu. „Was gibt es denn?“
„Ja, also, es geht darum, ob eine der Damen sich auf die jüdische Nummer versteht. Das geht aus den Unterlagen nicht hervor.“
„Die jüdische Nummer?“ Pöbel-Lerby ist ratlos. „Also, mit dem Begriff kann ich nichts anfangen. Kannst du das näher erläutern?“
„Im Grunde ist das nichts Besonderes, das übliche halt, du kennst es ja. Er kostet aber nur die Hälfte.“
„Du Dummschwätzer!“, spricht Pöbel-Lerby halblaut zur Seite. „Bleed wie e Pälzer!“ (Das ist saarländisch und heißt übersetzt: Schlau wie ein Pfälzer!) Er erwidert dem Jägersmann, der immer unruhiger zur Tür schaut: „Zurzeit ist da nichts im Angebot. Demnächst werde ich die Preise verdoppeln, dann können wir darüber reden.“
Jane Leatherskin wirft ein: „Der Herr fragte, ob er mit der Simkarte bezahlen kann. Geht das?“ „Jesus!“ Pöbel-Lerby schlägt die Hände vors Gesicht. Da wird die Eingangstür aufgerissen, Lorenzo der Portier zur Seite geschubst, und hereingerauscht kommt eine Frau im gesetzten Alter, bewaffnet mit einem zusammengeklappten Sonnenschirm. Ihr folgt eine jüngere Frau, ca. 20 Jahre alt, die an der Tür zurückbleibt und die Szene verlegen beobachtet. „Ha, das dachte ich mir doch gleich, dass ich dich hier finde, du seniler Ausreißer!“, ruft die Besonnenschirmte lautstark. „Keine Sekunde kann man dich aus den Augen lassen!“
„Äh, so ist es nun auch wieder nicht“, beginnt der Jägersmann mit seiner Verteidigung, doch die Alte fährt ihm über den Mund. „Halt die Klappe, ich sehe selbst, was das hier für ein Bumsladen ist! Je oller, je doller heißt es bei dir! Die können dir ja gar nicht alt genug sein!“ Sie baut sich vor Jane Leatherskin auf. „Sie sind hier wohl das Ausstellungsstück? Wenn schon so ein ledriges Reptil als Lockvogel dasteht, kann ich mir gut vorstellen, wie die alten Schlampen drinnen aussehen! - Schämst du dich nicht?“ fährt sie den eingeschüchtert wirkenden Jägersmann an und schwingt drohend den Sonnenschirm. „Komm du nur mit ins Hotel, da reden wir ausführlich drüber!“
Sie bedenkt Pöbel-Lerby, der fassungslos daneben steht, mit einem vernichtenden Blick, fährt die Schwabenmeersirene an: „Suchen Sie sich gefälligst eine anständige Arbeit! Sie schämen sich wohl überhaupt nicht, leichtgläubige ältere Herren in Ihre Lasterhöhle zu locken?“ und treibt den Ausreißer mit dem Schirm zur Türe. Dort empfängt ihn die Jüngere mit den Worten: „Weißt du, Papa, heute bist du wieder richtig peinlich!“
„Das ist doch alles ein Missverständnis …“ Seine Stimme verliert sich draußen und wird vom Gekeife der Älteren übertönt.
„Haben die Dementen heute Ausgang?“, rätselt Pöbel-Lerby. Jane Leatherskin will den Auftritt souverän überspielen und fragt: „Wie ist das nun mit der Simkarte?“
„Ach, halt die dumme Fresse!“ kinskit Pöbel-Lerby und geht zurück in den Garten.

Völlig aufgelöst bleibt die Tresenpomeranze allein zurück. „Was da heute für Typen auftauchen, das ist ja nicht mehr zum Aushalten! Dazu werde ich vom Chef auch noch angemeckert, obwohl ich doch gar nichts dafür kann! Hoffentlich ist jetzt eine Weile Ruhe, damit ich mich davon erhole!“

Aber nein, schon naht der nächste Besucher, solide gekleidet und in besseren Jahren als der Gammelfleischliebhaber von vorhin.
„Guten Tag, ich heiße Alfred Preller und habe reserviert.“
Jane Leatherskin hört in ihrer Verfassung nur das Wort „Preller“ und legt sofort los. „Zu Hilfe, ein Preller! Der will nicht zahlen!“
Alfred Preller versucht das Missverständnis auszuräumen, doch gegen die Stimmgewalt der lederhäutigen Schönen kommt er nicht an.
„Security! Zu Hilfe! Romeo! Julio! Ein Preller!“
Im Nu stehen Romeo (Kleiderschrank, schwarzer Anzug, Sonnenbrille) und Julio (Beschreibung: siehe Romeo) auf der Matte. Romeo: „Ein Prellbock hier in unserem Haus?“ Julio: „Das soll ihm gleich vergehen!“ Der Besucher versucht verzweifelt zu erklären, doch die beiden packen ihn und schleppen ihn nach draußen. Lorenzo der Portier hält mit gezogener Dienstmütze und Trauermiene die Tür auf. „Betrachte dich als gewarnt!“, empfiehlt Romeo. „Und tschüss!“, fügt Julio hinzu, und der Preller fliegt auf die Straße.
In diesem dramatischen Moment kommt Pöbel-Lerby hinzu. „Was ist denn hier los?“
„Der wollte hier den Prellbock spielen“, meldet Romeo.
„Aber nicht mit uns“, sagt Julio, „wir fackeln mit solchen Kerlen nicht lange.“
„Nein, Leute, das ist kein Preller, er heißt nur so.“ Pöbel-Lerby hilft dem des Hauses Verwiesenen auf die Beine. „Da habt ihr was falsch verstanden.“
„Aber die olle Lederhaut hat geschrien, als wollte ihr einer an die Wäsche!“
„Dann schreit die bestimmt nicht! In Ordnung, ich kümmere mich darum.“
Romeo und Julio rücken ab. Als sie am Empfangstresen vorbeigehen, sagt Romeo: „Betrachte dich als gewarnt!“
Julio: „Lass' dich mal ordentlich durchnudeln, das entspannt!“
Romeo: „So viel Alkohol gibt es gar nicht, dass du dir die schönsaufen könntest!“
Julio: „Hast recht, Kumpel. Nächstes Wochenende haben wir frei, da geht es wieder in die Bremerhaven-Bar!“
Draußen hat Pöbel-Lerby die Sache bereinigt. „Die blöde Kuh wollte ich schon längst rauswerfen, und wenn sie so weitermacht, dann noch heute! - Komm mit, eine gute Massage wird dir helfen, das Trauma zu überwinden. Geht natürlich alles aufs Haus!“
Alfred Preller gefällt das. Als sie auf dem Weg ins Röhrarium am Tresen vorbeigehen, brüllt Pöbel-Lerby: „Du dumme Sau!“ (Klaus Kinski wäre stolz auf ihn gewesen!) Der Preller ächt: „Betrachte dich als gewarnt!“
Jane Leatherskin ist frustriert ob all dieser unfreundlichen Komplimente und überlegt, ob sie nicht einfach auf- und davongehen soll. „Ach nein“, sinniert sie, „dann verliere ich das gute Gehalt, muss meine schöne Wohnung aufgeben und in eine Dachgeschosswohnung umziehen. Eine Katze müsste ich mir auch anschaffen. - Wie es jetzt wohl zu Hause meinem alten Kater geht?“
Wir wissen, wie es dem Kater geht. Deshalb zurück ins Buen Retiro, wo die Stimmung mit jedem Besucher und jedem Becher Rum steigt.
„So einen Tag hatten wir schon lange nicht mehr!“, grölt Santerra.
„Wer mag noch alles hier auftauchen?“ „Und wer nicht?“, fragt der Pissköter.
„Vom Assi-Toni kriegen wir bestimmt nichts zu sehen“, überlegt eisfreak, „hier gibt es nämlich kein Turmbräu.“
„Der Fiestafahrer lässt sich auch nicht blicken“, bemerkt Igel, „der wollte doch im Fiesta um die Welt.“
„Mit dem Fiesta ins Fiasko“, vermutet Spassi.
„Der ist längst in den Sümpfen Westsibiriens verblubbert“, sagt der Teilzeiter, „als Überraschung für künftige Generationen von Archäologen.“
Wie es dem Fiestafahrer auf seiner Weltreise erging und ob er wirklich versumpft ist, erfährt der geschätzte Leser in der nächsten Folge dieses Epos.



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