• 19.03.2024

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Arbeitswut III

arbeitswutjob

» Artikel vom

Gastautor: Pisskater

Der Staat sucht Leute wie mich. Mein Anforderungsprofil steht in jeder Stellenausschreibung. Jedenfalls als Abkürzung: (m/w/d). Nein, nicht "männlich, weiblich, divers", sondern männlich-weiss-doof! Darauf baut dieser Staat und das traf auf mich auch die vergangenen 30 Jahre voll und ganz zu. Denn ich war immer nur der Idiot, der stets nur eingezahlt hat. Ich war die Cashcow, die stets gemolken wurde. Nie hatte ich die Möglichkeit, über meinen lumpigen Lohn hinaus irgendwie an staatliche Mittel zu gelangen. Als unverheirateter Mann lande ich auf Steuerklasse I. Dadurch, dass mein Gehalt als Angestellter im gehobenen Dienst des ÖD ziemlich genau dem bundesdeutschen Durchschnittsgehalt entsprach, war mein Bruttogehalt zwar nur mässig hoch, aber meine Steuerlast dennoch bereits beträchtlich. Rechne ich die "Märchensteuer" (MWST) mit ein, lag mein Steuersatz bereits deutlich über 50 %. Von 2 €, die hereinkamen, ging also 1 € sofort wieder an den Staat. Schöne Scheisse! Und daran war auch nichts zu rütteln.

Mangels Heirat und Kinder habe ich die Wurfprämie "Kindergeld" nie bekommen. Eigenheimzulagen und sonstige Steuersparmodelle kamen bei mir nie in Betracht, weil ich nie gebaut habe und weil ich einfach nichts hatte, was ich "abschreiben" konnte. Da ich nie ein Auto benötigte, gab es für mich auch keine Abwrackprämie. Aufgrund einer strahlenden Gesundheit kam ich auch nie in den "Genuss" von Krankenhaustagegeldern, Berufsunfähigkeits- "Prozenten" oder Ähnlichem. Für Cum-Ex-Geschäfte, Aktiendeals, krumme Firmenbeteiligungen, Verlustverrechnungen, Spesenabrechnungen (Nutten + Geschäftsessen im ÖD? Träum weiter!) kam ich als kleiner Angestellter auch nie infrage. Alles, was ich bei der Steuererklärung angeben konnte, war im "Pauschbetrag" der Steuererklärung eh schon abgegolten. Und so habe ich gezahlt und gezahlt und gezahlt ... mehr als 30 Jahre lang. Mangels Heirat und Scheidung konnte ich nicht einmal Unterhalt prellen. Andere bekamen plötzlich "Rücken" und liessen sich frühpensionieren. Wieder andere zock(t)en mit windigen Windkraftbeteiligungen EU-Hilfsgelder ab, nur ich war zu blöd und zu anständig dafür und arbeitete fleissig weiter und weiter.

Doch dann erschien vor wenigen Jahren der Silberstreif am Horizont: Dank Corona und der Testpflicht am Arbeitsplatz fand ich den Mut, meine Arbeit hinzuschmeissen. "Was? Ich soll als Ungeimpfter im Amt täglich ein 'Gesundheitszertifikat' von Ali vorlegen, der vorher am Drehspieß stand? Nee, drauf geschissen! Tschüss, Herr Amtsleiter!" (Manchmal ist es auch von Vorteil, wenn man im öffentlichen Dienst eben KEIN Beamter ist ...)

Zum ersten Mal in meinem Leben tat sich die Möglichkeit auf, auch ein Stück vom süßen Steuerkuchen, von der großen Gießkanne, dem ewig vollen Füllhorn der sozialen Wohltaten abzubekommen: die Arbeitslosigkeit und das Arbeitslosengeld!

Nach der Kündigung arbeitslos gemeldet, ein paar Monate gewartet und endlich, endlich hatte ich einen nach Sozialgesetzbuch III verbrieften Anspruch auf Arbeitslosengeld I. 720 Tage lang! Wie schön! Endlich bin ich jetzt auch ganz offiziell "arbeitslos" und gehöre damit zu einer jener bedauernswerten Minderheiten in Deutschland, denen das Leben angeblich unverschuldet so schröcklich zugesetzt hat! Ein schlimmes Los! Und so freue ich mich, nun mit der gleichen Herzlichkeit und Liebe im Sozialsystem empfangen und behandelt zu werden, wie all die anderen "Minderheiten" in Deutschland auch, hinter denen der Sozialstaat und ein ganzes Heer an staatlich bestallten Betreuern, Coaches und Nannys steht, und die mit grösster Selbstverständlichkeit die Hand aufhalten. Das steht denen kraft Gesetz ja auch zu. So wie mir auch.

Verletze ich mit meiner Haltung das Subsidiaritätsprinzip? Ja. Definitiv JA. Eigentlich müsste und könnte ich erst einmal von meinen eigenen Rücklagen leben, bevor ich staatliche Hilfen in Anspruch nehme. Aber diese eigentlich selbstverständliche Einstellung hat mir "Vater Staat" gründlich ausgetrieben.

Früher war ich ja auch einmal geprägt von der protestantischen Arbeitsethik, die Deutschland bis in die 2000er Jahre noch geprägt hat: Raffe, schaffe, Häusle baue. Wer Saufen kann, kann auch arbeiten. Man muss auch einmal Arbeit mit nach Hause nehmen. Überstunden immer korrekt abrechnen. Wegen eines Schnupfens bleibe ich nicht zuhause. Sauberkeit. Pünktlichkeit. Ordnung. Anstand. usw.

Aber das ist lange vorbei. Unter Mutti Merkel und insbesondere unter der aktuell amtierenden Bundesregierung wird alles dafür getan, dass auch beim letzten männlichen, weissen, deutschen, arbeitswütigen Trottel jede Arbeitsmoral flöten und dieses Land endgültig kaputtgeht.

Denn Steuergeld ist ja anscheinend in Hülle und Fülle vorhanden. 100 Mrd. für Sondervermögen-Rüstung, 15 Mrd. für Schuldenerlass in der 3. Welt, Hunderte Millionen für pleite gehende Verlage, 770 Millionen für eine Kanzleramtserweiterung ...

Deutschland geht pleite. Ach? Aber ausgerechnet bei mir soll dann plötzlich wieder das Prinzip der "sparsamen Haushaltsführung" gelten? Phhhhh! Ich nehme mir meinen Teil. Und was fällt, das will ich auch noch beschleunigen. Und so reite ich in die untergehende Sonne des Sozialstaates, streiche mein Arbeitslosengeld ein und pfeife auf alle, die damit nicht klarkommen,
"... weil wir auch Menschen hier brauchen, die in unserem Sozialsystem zu Hause sind, und die sich hier auch zu Hause fühlen können." (Katrin G.-E.)

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