• 19.03.2024

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Selbst ist der Mann – meine Energiewende

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» Artikel vom

Gastautor: Dickasso

Liebe Hater, Versager, Preller, Nichtsnutze und sonstige am Rand der Gesellschaft lebenden Trottel,

lange ist mein letzter Artikel her. Ich lese fleissig mit, an den Diskussionen beteilige ich mich aber aktuell bekanntermassen nicht. Trotzdem möchte ich euch von meinem jüngsten Erfolg berichten.

Die Vorgeschichte

Im November 2021 habe ich mich entschieden, eine Fotovoltaik-Anlage auf mein Hausdach zu bringen. Zunächst hatte ich vor, einen Solarteur mit der Planung und Ausführung zu beauftragen, interessiert mich die Kohle doch herzlich wenig, sofern das ganze Projekt wirtschaftlich klug ist. Meiner Meinung nach interessiert sich nämlich keine Sau für Klimaschutz, sondern nur für den eigenen Geldbeutel. Wer sich doch für den Klimaschutz interessiert, hat wohl keine Kohle. So viel zu dieser Frage 😉

Nachdem ich rund 20 Unternehmen mit Bildern, Massen usw. versorgt hatte, hielt es genau ein Unternehmen für möglich, sich mit mir zu treffen. Der Kontakt war gut, der Verkäufer kompetent und ging auf meine Wünsche ein: möglichst grosse Anlage, sprich Vollbelegung meines Daches, mit Batterie. Ich bin ja nicht auf den Kopf gefallen und habe vorher eine sehr grobe Planung gemacht und kam zu dem Schluss, dass auf mein Dach rund 13-15 kWp passen. Kurz darauf hat er mit ein Angebot zukommen zu lassen: Anlage mit 8 kWp, winziger Speicher mit 5 kWh und satte 38.000 €. Soll sich in 18 Jahren bezahlt machen, Speicher und Anlagengrösse würden für mich ausreichen? Was ein Schwachsinn!

Etwas überrascht über die Fähigkeiten der Glaskugel des Verkäufers und mit der Sicherheit, dass ich sowieso alles besser kann als jeder andere, habe ich mich also an die Planung meiner eigenen Anlage gemacht. Zugegeben: Es hat lange gedauert: rund 1 Jahr von der Planung bis die erste Kilowattstunde vom Dach kam, aber es hat sich gelohnt, sogar so sehr, dass ich euch Ratschläge geben kann, wenn ihr so etwas plant.

Die Planung

Das erste Problem, auf das man stösst, ist, dass man einen konzessionierten Elektrikermeister braucht, der die Anlage abnimmt. Für mich keine grosse Sache, wenn ihr da keinen findet, wirds schwierig, aber nicht unmöglich. Der Lieferant eures Materials hat ggf. jemanden an der Hand. Für mich war es kein Problem, ist ein Bekannter entsprechen befähigt. Er war bereit mir die Anlage abzunehmen, aber hat gleich gesagt, dass er weder Zeit noch Lust auf Planung und Installation hätte. Egal, das schaffe ich schon.

Der beste Berater, und das möchte ich wirklich schwer loben, waren die einschlägigen Foren im Netz und Kanäle in der Tube. Dort habe ich mich eingelesen und viele Fragen gestellt und diese auch kompetent beantwortet bekommen. Ob Speicher, Hersteller oder praktische Tipps: immer war jemand mit einem guten Rat zur Seite oder hat alles idiotensicher erklärt. Zudem ist keine 15 km von mir entfernt ein Grosshändler, der alles Nötige an Material vor Ort hatte oder beschaffen konnte. Dort habe ich mir also die Module, die ich haben möchte, herausgesucht und dann konnte es schon losgehen. Bei einem bekannten Anbieter für bin ich auf ihn aufmerksam geworden.

Die eigentliche Modulplanung ist kein Problem, mit mathematischen Fähigkeiten eines Viertklässlers bekommt man das ausgerechnet oder aufgezeichnet. Wichtig sind die Dachmasse und die Masse der Module – logisch!

Die nächste Hürde war aber die Montage: Was passt? Wie viel brauche ich? Wo bekomme ich das her? Nach einigem Tüfteln habe ich auf den Herstellerseiten sehen, dass es dort Online-Planungstools gibt, eigentlich nur für Gewerbetreibende, bei mir hat die Registrierung ohne Tricks aber trotzdem geklappt. Auf der dortigen Karte wird das Dach herausgesucht, markiert und die Modulfläche eingezeichnet. Über die vorhandene Datenbank wird das Modul, welches verbaut wird, eingefügt und die Software spuckt die ideale Modulbelegung aus. Ein kurzer Check mit dem, was man selbst gezeichnet hat, und das wäre erledigt. Im Anschluss kann man für das eigene Dach geeignete Montagen wählen und man erhält exakte Stücklisten mit EAN-Nummer, die beim Händler vor Ort oder auch im Netz genauso bestellt werden können. Alternativ könnt ihr auch euren Händler fragen, was er auf Lager hat und ob er euch dabei hilft. Bei mir wäre das auch möglich gewesen.

Also das Material gekauft und schonmal zu Hause hingestellt, bevor jemand schneller ist.
Vom Hersteller der Module gibt es eine direkte Weiterleitung zur Planungssoftware der Wechselrichterhersteller. Das Angebot ist üppig, vorher solltet ihr euren Hersteller der Wahl finden, ggf. auch das Modell.

Bei mir kam nur eine Batterie im Selbstbau infrage. Also musste ich auf ein Niedrigvolt-System zurückgreifen, welches mit ca. 48 Volt Nennspannung läuft. Die Auswahl beschränkte sich dann auf einen einzigen namhaften Hersteller aus Israel. Der Rest bietet nur noch Hochvolt-Batterien an. Die Kollegen aus China habe ich damals aus Prinzip abgelehnt, da ich von deren Qualität voreingenommen und nicht überzeugt war. Heute würde ich das anders sehen, denn die Preise sind dort deutlich günstiger. Da die Anlage hält, hoffentlich einige Jahrzehnte läuft, ist mir das egal. Bei den Wechselrichtern gibt es zudem noch die Möglichkeit, einen reinen Wechselrichter (+ Batteriewechselrichter, wenn man einen Speicher möchte) oder einen Hybridwechselrichter zu nehmen, in welchem das Batterielade- und -entladegerät bereits verbaut ist. Beim ersten Projekt wollte ich es einfach haben: also Hybridwechselrichter.

Nachdem ihr euren Wechselrichter habt (bei mir wurden noch Optimierer fällig, ist aber besonders bei dem Hersteller), habt ihr im Prinzip schon alles, was ihr für eine funktionierende PV braucht.

Parallel habe ich mich mit der Planung der Batterie beschäftigt. Auf der Tube habe ich ganz hervorragende Videos dazu gefunden. Es kamen für mich nur Lithium-Eisenphosphat-Batteriezellen (LiFePo4) infrage, da diese sich in aller Regel nicht selbst entzünden können und zudem günstiger als Lithium-Ionen Zellen sind. Es kommen aber auch diese oder auch Bleizellen infrage, bspw. aus Staplerbatterien. Aus der Akkuplanung wusste ich, dass ich 16 Batteriezellen brauche, da jede Zelle mit 3,2 V Nennspannung läuft und ich auf mindestens 48 Volt bei einer Reihenverschaltung kommen muss. 15 Zellen hätten es auch getan, eine gerade Zellenanzahl erleichtert aber den Akkubau und macht den Akku an sich kompakter.

Die mögliche maximale Stromspeichermenge wird bei Batterien in Amperestunden (Ah) angegeben. Üblich sind 230 oder 280 Ah, teilweise auch 304. Entschieden habe ich mich für 280 Ah-Zellen, da diese nur unwesentlich teurer (ca. 100 € teurer für 16 Zellen) waren und eben rund 20 % mehr Kapazität haben.

Die Zellen, die bereits in Europa sind, sind unglaublich teuer. Ich habe damals kein Angebot für unter 250 €/Zelle gefunden. Wichtig zu wissen ist, dass die Zellen alle in China von wenigen Herstellen produziert werden und dann nach Europa exportiert werden. Zudem erhält die Autoindustrie vermutlich alle Zellen, die technisch einwandfrei sind und nur „B-Ware“ kommt auf den Markt für uns. Allerdings muss man auch sehen, dass die Anforderungen für eine Solarbatterie auch sehr simpel sind, gerade im Vergleich zu einer Autobatterie.

Gekauft habe ich die Zellen dann beim chinesischen Araber. Dort ist wirklich höchste Vorsicht geboten: die Chinesen machen auf eine andere Art Geschäfte als wir Deutschen. Nach ziemlich viel Verhandlungsaufwand war ich aber sicher, einen guten Deal gemacht zu haben. 16 Zellen für 1800 € inkl. Versand, Zoll und Steuer (damals auch noch mit MwSt.). Zahlung relativ risikofrei per Paypal, Lieferung war für in 3 Monaten angesagt, nach 5 Wochen standen die Zellen vor meiner Tür. Mit Messgeräten und Kapazitätstester habe ich alle 16 Zellen gemessen und wurde auch nicht enttäuscht: Die technischen Werte waren super. Ein Schnäppchen also, wenn auch nicht ohne Risiko.
Zusätzlich braucht ihr noch Kabel, ein Batterie-Management-System (BMS), welches zu eurem Wechselrichter passt (die Jungs im Forum sind sehr hilfreich) sowie Sicherungen. Dabei könnt ihr euch auf die Anleitungen verlassen, das ergibt alles Sinn und ist sehr simpel zu montieren.

Nachdem auch die Batterie so weit vorbereitet war, muss noch die eigentliche Elektroplanung vorgenommen werden. Nachdem man beim Montagehersteller die Belegung fertiggestellt hat, hat man die Möglichkeit sich direkt auf das Planungstool des Wechselrichterherstellers weiterleiten zu lassen. Die Planung wird dann automatisch übernommen, man wählt einen passenden Wechselrichter aus und erhält eine mögliche Verschaltung der Module. Es ist wirklich so easy!

Die Montage

Mittlerweile war der Sommer fast vorüber. Als die Temperaturen Ende September heruntergingen, habe ich die Montage in Angriff genommen. Da mein Dach nicht sehr steil ist, habe ich es ohne Gerüst montiert, auch wenn die BG geschäumt hätte. Mit 2 Freunden waren die 34 Module an 2 Tagen montiert, korrekt verschaltet und die Kabel in den Hausanschlussraum verlegt. Die Arbeit auf dem Dach ist dann erledigt. Die Arbeit danach habe ich meinem Elektriker überlassen, auch wenn es überschaubar ist. Eine Sicherung im Zählerschrank, ein Kabel zwischen Zählerschrank und Wechselrichter und die Einrichtung und Inbetriebnahme mit dem Netzbetreiber. Aufwand für ihn: keine 5 Stunden.

Die Batterie im Selbstbau hat auf Anhieb funktioniert und kann 14,5 kWh Strom speichern. Die Anlage ist zudem 14,2 kWp gross. Seit Anfang Februar versorge ich mich im Schnitt zu 85 % selbst mit Strom bei einem Verbrauch von ca. 9 kWh pro Tag. Die Batterie ist tagsüber ab Nachmittag zu 100 % voll und hat morgens in der Regel noch 65 %. Zwischen Oktober und Januar lag die Selbstversorgungs-Quote bei etwa 50 %, was auch so erwartet wurde.
Demnächst kommt noch eine Wärmepumpe, ich bin schon gespannt, wie viel Strom ich noch kaufen muss.

Kassensturz

Nun das spannende Thema: Kassensturz. Erwähnenswert ist noch, dass ich Bruttopreise gezahlt habe und vom FA die MwSt. erstattet bekomme, da ich auf die Kleinunternehmerregelung verzichte und erst nach 5 Jahren wechsle. So bekomme ich die 19 % erstattet und muss 5 Jahre lang auf meinen Eigenverbrauch MwSt. abführen. Das sind bei 150 € Strom im Monat etwa 30 €, also etwa 1800 € in 5 Jahren. Dem gegenüber steht die Steuererstattung, die ich sofort erhalten habe.

Batterie:
Kapazität=16 Zellen3,2 Volt/Zelle280Ah = 14.336 Wh =14,3 Kilowattstunden

Zellen: 1.800 €
Zubehör: 500 €

PV-Anlage:

Module: 6.100 €
Wechselrichter: 2.800 €
Optimierer: 2.000 €
Montage: 1.400 €
Smartmeter: 500 €
Zubehör 500 € (Kabel, Sicherungen, Kabelkanäle, Schrauben usw.)

Gesamt: 15.600 € brutto
13.100 € netto
2.500 € MwSt. Erstattung

Ich plane, dass die Anlage pro Monat im Schnitt 120 € „verdient“, insbesondere dann, wenn die Wärmepumpe da ist. Somit wäre der Break-even nach knapp 11 Jahren erreicht. Mit Versicherung und Wartungskosten kann ich mit 12 Jahren rechnen. Die Lebensdauer soll mindestens 20 Jahre sein, somit wäre es ein lohnendes Investment. Mal sehen, was die Zukunft bringt, speziell bei den Strompreisen.

Zum Vergleich zur angebotenen Anlage:
38.000 € für 8 kWp und 5 kWh Speicher zu
15.600 € für 14,2 kWp und 14,5 kWh Speicher.

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