• 24.04.2024

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Der ewige Krieger

flugi

» Artikel vom

Episode I

1997

Es ist Nacht, schwarz, mondlos.

Die knatternden Rotorblätter der amerikanischen MH53 „Pave Low“ verwandeln die Umgebung in einen infernalischen Wirbelsturm aus Lärm und Staub. Blätter fliegen zur Seite, darunter auch kleine Steine, wie Geschosse. Einer davon trifft meine Schutzbrille, es knallt ohrenbetäubend.

Wir rennen zum Hubschrauber. Der schwere Rucksack reißt meine notdürftig versorgte Schusswunde im Hals-Nacken-Übergang erneut auf. Schmerz flammt heftig auf, ist aber kontrollierbar. Kontrolle. Kontrolliere dich, verdammt. Wie du es gelernt hast. Es gibt keinen Schmerz, er ist nur ein Konstrukt. Etwas, das du außerhalb deines Körpers verbannen kannst. Dein Verstand funktioniert unbeirrt weiter. Er muss.

Ich werfe eine Rauchgranate vor den Helikopter, weiche zur Flanke aus und beobachte den schwarzen Waldrand, die schallgedämpfte MP5‐SD im Anschlag. Sinnlos, der Staub macht jede Sicht trotz Nachtsichtgerät praktisch unmöglich. Ich muss weiter vor, weg von dem wirbelnden Dreck. Wenn das serbische Jagdkommando schnell war und jetzt auftaucht, haben wir ein Problem. Ich werde es lösen und hierbleiben. Bis zum Ende.

Kurzer Gedankenflash an meine Eltern, die zwar meinen militärischen Dienstgrad kennen, aber nicht wissen dürfen, was für einen Job ich wirklich mache. Man wird ihnen mitteilen, es war ein tragischer Manöverunfall.

Ich führe. Und ich gehe als Letzter. Meine Männer müssen leben. Nur das zählt. Kein Gott, kein Vaterland. Der Gedanke reicht für ein kleines Lächeln. Genau hier wollte ich immer sein. Im Chaos.

1970

Jugendamtsmitarbeiterin (JAM): „Sie möchten also diesen sechs Monate alten Jungen adoptieren?“

Eltern: „Ja, deshalb sind wir hier.“

JAM: „Es gibt da ein kleines Problem.“

Eltern: „Was denn? Wir haben doch alles erfüllt, was Sie wollten.“

JAM: „Schon, Sie sind perfekte Eltern. Aber Sie sind gemischt konfessionell.“

Eltern: „…?“

JAM: „Sie als Mutter sind katholisch, ihr Mann evangelisch. Das Heim ist streng katholisch, es möchte Kinder nur in rein katholische Familien abgeben.“

Eltern: „Dürfen die das? Der Staat sollte doch ein Interesse daran haben, dass die Kinder überhaupt in gute Hände kommen..?“

JAM: „Das ist Sache der Kirchen, darauf haben wir keinen Einfluss.“

Eltern: „…?“ – Abgang von der Bühne.

Selber Tag, abends.

Papa (31, KfzMechaniker): „Du, den Leiter des Jugendamtes kenne ich. Der hat immer seinen Jaguar in unserer Werkstatt und will immer, daß exklusiv ich den mache. So’n Oldtimer mit Flügelmuttern an den Felgen und so.“

Mama (26): „..dann bitte…“

TEIL II - Wird fortgesetzt -

Faktenwissen:

Die Fernspähtruppe, insbesondere die FSLK200 vor ihrer Auflösung, war kein Spaßbetrieb. Bis 1996 war sie, vor Gründung der KSK, neben den Kampfschwimmern, die einzige "inoffizielle" Spezialeinheit der Bundeswehr, die in einigen unrühmlichen Stay-Behind-Organisationen ("GLADIO", vgl. Dr. Daniele Ganser) und BND-Aktionen ("Operation Sommerregen") operierte. Das Kaderpersonal des KSK wurde zu großen Teilen aus den Fernspähkompanien übernommen. Zu meiner Zeit haben wir noch motivierte Wehrpflichtige in eigenen Ausleseverfahren rekrutiert, eine unschätzbare Quelle für Nachwuchs, die heute versiegt ist. Ungeachtet der sonstigen Unbrauchbarkeit der Bundeswehr hinsichtlich der Einsatzfähigkeit von Großgerät, sind wir mit unseren infanteristischen/triphibischen Elite und Spezialeinheiten international hervorragend aufgestellt und belegen bei

Wettbewerben regelmäßig Spitzenplätze. Hier dienen herausragende Männer und ich bin stolz, ein Teil davon gewesen zu sein, meine Fußspuren gelegt und einige coole Tricks weitergegeben zu haben, die heute noch ausgebildet werden. Allerdings würde ich heute nicht mehr für "diesen" deutschen Staat dienen wollen und bin froh, daß ich "raus" bin. Schade, ich hätte nie gedacht, daß ich jemals so denken würde.

Gastautor: The Real Freeman

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